Gershwin/Joplin/Abreu/dRivera/ Köthe/Lehfuss/Raschke
Jazzy Woodwinds
Percussion, Bass, Piano
Seitdem Crossover immer mehr zu einer wichtigen Chiffre des Zeitgeists wird, finden neugierige Arrangeure und zeitgenössische Komponisten meist selbst auch Instrumentalisten rechts und links von eingefahrenen Pfaden der bekannten Literatur manches musikalisch Verwertbare für Bläserquintette, die schon alles aufgeführt und aufgenommen haben, was Klassik und Moderne an Repertoire für ihre Formation anbieten.
So ging es auch den Bläsern der Berliner Staatskapelle, die wie das Beiheft berichtet schon fünfzehn Jahre lang miteinander musizieren und immer häufiger ihre Konzertprogramme mit hübschen Leckerbissen abseits des Gewohnten aufzufrischen pflegen und damit auch stets Freude bereiten. Diese CD vereinigt 21 solcher Klangbonbons und präsentiert damit ein farbiges Kaleidoskop dessen, was sich alles verwenden oder an Neukomponiertem vorstellen lässt.
Das beginnt hübsch mit Gershwins I Got Rhythm und seinen drei Klavierpräludien; es folgen drei Scott-Joplin-Rags und sogar das bekannte Tico-Tico, in dem ein Kontrabass brasilianisches Flair mitgestaltet, schließlich sieben höchst unterschiedliche Airs Tropicales des karibischen Jazzers Paquito dRivera, 1994 fürs Aspen Festival geschrieben. Ergänzt wird dieser Arrangement-Reigen um sechs Stücke, welche drei zeitgenössische Komponisten dem Berliner Ensemble auf den Leib schrieben, die im Booklet auch selber zu Wort kommen: Benjamin Köthe schildert bildhaft mit Orchard Street das Leben in dieser jüdischen Enklave in New Yorks Manhattan Gershwins American in Paris lässt grüßen. Dixie Cartoon, Waltz und Bebop Study, drei unter Beteiligung eines Jazz-Trios mit Klavier, Bass und Schlagzeug wunderbar swingende Sahnestückchen von Augustin Lehfuss, führen wieder zurück ins fingerschnippende Jazz-Idiom und sorgen bestimmt stets für Beifallstürme; ein viertes, In Between, schafft zwischendurch eine schwärmerische Sechs-Minuten-Besinnungspause.
Der vielseitige Frank Raschke schrieb der siebenköpfigen Mannschaft mit dem die CD abschließenden Three Sec. Blues Part 1 einen mit vielen modernen Elementen vertrackter Kompositionskunst gespickten, ungemein anspruchsvollen Kehraus, der schon im Titel eine Fortsetzung ankündigt sicher zur Freude der Widmungsträger, deren Spielbegeisterung und -fertigkeit sich in der Abfolge der 21 Titel anerkennens- und bewundernswert steigern.
Diether Steppuhn


