Zöllner-Dressler, Stefan / Christoph Khittl (Hg.)

Jahrbuch 2013/2014. Musik: wissenschaftlich – pädagogisch – politisch

Festschrift für Arnold Werner-Jensen zum 70. Geburtstag

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Die Blaue Eule, Essen 2014,
erschienen in: das Orchester 06/2014 , Seite 65

Der vierte Band der Heidelberger Hochschulschriften Musik: wissenschaftlich – pädagogisch – politisch dokumentiert eindrücklich das gleichnamige Symposium anlässlich Arnold Werner-Jensens 70. Geburtstags. So vielseitig und beeindruckend wie das Wirken des Professors sind auch die hier festgehaltenen Vorträge, die – in Tradition von Werner-Jensens Wirken – einen Beitrag zur Profilierung und Positionierung der Musikvermittlung leisten. In der Auswahl der Redner wird das Anliegen des Jubilars und Vordenkers der Musikpädagogik deutlich: Es sind Experten aus Kunst, Wissenschaft und Pädagogik, die interdisziplinär und doch jeweils mit eigenem Schwerpunkt Musik und ihre Vermittlung betrachten. Immer steht hier kulturpolitisch das Recht auf Partizipation an musikalischer Bildung und der Anspruch auf kulturelle Teilhabe im Mittelpunkt.
Andreas Lehmann-Wermser unternimmt in seinem Beitrag den Versuch einer Konkretisierung eben dieses populären Begriffs der kulturellen Teilhabe anhand der Auswertung verschiedener Projekte und Interviews. Ebenfalls eine Begriffsdefinition versuchen Stefan Zöllner-Dressler, Sabine Georg und Maria Zech für den Bereich der Musikvermittlung. Die drei Beiträge nähern sich dem Phänomen dabei aus verschiedenen Richtungen. Zöllner-Dressler untersucht dabei das komplexe Geflecht der Bedingungen eines Konzertbesuchs und die Notwendigkeit der Zusammenarbeit aller an einem Projekt beteiligter Organisationen. Georg schildert ganz praktisch ihre Erfahrungen aus dem Projekt „Noahs Flut“ am Theater und Orchester Heidelberg und ergänzt sich so perfekt mit Zechs Bericht über die Erfahrungen eines als Instrumentalisten beteiligten Grundschülers in eben diesem Projekt. Gleichermaßen praktisch kann der Vortrag von Andreas Eichhorn gelesen werden, der anschauliche Metaphern und Vergleiche findet und somit auch Anregungen gibt, mit welchen Themen musikpädagogische Forschung sich noch beschäftigen könnte.
Möglichkeitsräume öffnet auch die hier veröffentlichte Podiumsdiskussion, in der Bernd Feuchtner, Daniel Hagermann, Gerhard Luchterhandt und Stefan Zöllner-Dressler den Blick unter anderem auf die Institutionen Oper, Schule, Hochschule und Kunstmusik richten. Ebenfalls interdisziplinär sind Marcus Imbsweilers Verbindungen zu Belletristik – und der Frage nach Wissenschaft und Fiktion – sowie zu den komplexen ethnologischen Zusammenhängen, die Manfred Ernst anspricht. Inka Neuss und Christoph Khittl schließlich widmen sich philosophischen Betrachtungen der Musikpädagogik und den durch Musik entstehenden Erfahrungsräumen.
Alle Beiträge stellen immer wieder die Begegnung mit dem ästhetischen Phänomen selbst in den Mittelpunkt. Werner-Jensens Rede zum Ende des Symposiums schließt dieses Buch ab, das höchst empfehlenswert ist für Wissenschaftler, Pädagogen, Künstler und interessierte Laien, die sich mit dem Erlebnisraum Musik erstmals beschäftigen wollen oder ihr Wissen auf einem speziellen Gebiet vertiefen möchten!
Judith Ph. Franke