Werke von Arnold Bax, Eric Sweeney, Joan Trimble und anderen

Irish Holidays

John Finucane (Klarinette), Elisaveta Blumina (Klavier)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin
erschienen in: das Orchester 11/2018 , Seite 77

Schwärmerisch beginnt diese einen irischen Urlaub versprechende CD, die ausschließlich irische Musik für Klarinette bietet, mit der Sonate D-Dur von Arnold Bax. Lange Kantilenen schmiegen sich aneinander, locken mit Wohlklang und wecken trotzdem schon bald die Lust auf ein paar Ecken und Kanten und etwas weniger Schwelgen. Doch neun Minuten lang fächelt der erste Satz (Molto moderato) ausschließlich lauwarme Frühlingsluft zu, der zweite Satz (Vivace) hüpft endlich virtuos und sportlich los – und verliert sich dann wieder ins ruhigere Fahrwasser. Klarinettist John Finucane und Pianistin Elisaveta Blumina haben jedoch technisch alles im Griff und genießen jede Modulation.
Eric Sweeneys Duo für Klarinette und Piano (1991) folgt. Neue Mu­sik? Die ersehnten Ecken und Kanten?, fragt sich die durch Wohlklang bereits ein wenig strapazierte Hörerin. Das Klavier beginnt mit einer sich stetig wiederholenden Figur, die Klarinette kommt ähnlich minimalistisch (und zugleich an eine uralte irische Jig erinnernd) dazu. Langsam entwickelt sich ein sanft fließendes Miteinander, Akzente im Klavier beleben die Klarinettenkantilene. Unterhaltsam und dezent folkloristisch eingefärbt tänzelt das Duo weiter, das bereits bekannte musikalische Material wird nur wenig variiert. Schöne Musik, ohne Frage, aber geprägt von virtuoser Betulichkeit.
Joan Trimbles The Pool among the Rushes ist ebenfalls eine hübsche Nummer, unterhaltsam und vom Duo Finucane und Blumina subtil eingespielt. Trumpeter for Clarinet Solo (1998) lässt die Klarinette ihren warmen, vollen Ton ausspielen und genießen. Kleinteilig, verträumt – ebenfalls Musik für den entspannten Sonnenuntergang. Die Four Short Pieces op. 6 von Howard Ferguson für Klarinette und Klavier, mal ruhig, mal flott, sind gefällig und kommen gut gespielt daher. Irland muss, so vermittelt diese CD bisher, ein ruhiges Paradies voller Folklore sein.
Gerald Barrys Low (1991) setzt den lang ersehnten Kontrapunkt mit fast frechem Klavierpart und in tiefen Lagen angelegten Stimmen. Ein paar Bindungen in der Klarinette kommen hier allerdings nicht allzu geschmeidig rüber und es könnte insgesamt ein wenig swingiger und leichter angelegt sein. In der hohen Lage, später im Stück, fühlt sich Finucane hörbar wohler und brilliert.
Sahnig schleicht sich die Klarinette in Charles Villiers Stanfords Klarinettensonate op. 129. Imposant startet sie im zweiten Satz in eine verträumte Fantasie, tanzt im dritten Satz mit dem Klavier und versprüht anschließend ein bisschen Dramatik. Eine typische romantische Sonate, makellos eingespielt. Alle Freunde der Klarinette und der gepflegten Kammermusik kommen hier voll auf ihre Kosten. James Wilson hat mit den Three Playthings op. 77 (1983) kleine, feine Solostücke für die Klarinette geschaffen und ist als nächster irischer Komponist zu hören. Ein Höhepunkt dieser CD. Den jungen Komponisten Christopher Moriarty (*1993) hat sich das Duo Funicane/Blumina für den Schluss aufgehoben. Neue Musik mit viel Gefühl, technisch und im Zusammenspiel nicht ganz einfach. Hier gefallen beide Musiker ungemein.
Heike Eickhoff