Mandel, Birgit

Interkulturelles Audience Development

Zukunftsstrategien für öffentlich geförderte Kultureinrichtungen (unter Mitarbeit von Melanie Redlinger)

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Transcript, Bielefeld 2013
erschienen in: das Orchester 10/2013 , Seite 60

Die neue Publikation von Birgit Mandel geht der Frage nach, wie es klassischen öffentlichen Kultureinrichtungen gelingen kann, Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern sowie verschiedener sozialer Milieus als Publikum zu gewinnen. Wie lassen sich unterschiedliche kulturelle Interessen und ästhetische Vorstellungen zu etwas Neuem verbinden, das für mehr Menschen als bisher interessant und relevant ist? Sieben Kunstprojekte namhafter Kultureinrichtungen in Nordrhein- Westfalen haben im Rahmen der „Zukunftsakademie NRW“ in einem zweijährigen Modellversuch neue Ansätze einer interkulturell angelegten Programmplanung, Kommunikation und Vermittlung entwickelt. Auf Basis der wissenschaftlichen Begleitung dieses Forschungsprojekts zeigt Birgit Mandel Ansätze, Methoden und Strategien eines interkulturellen Audience Developments auf. Mandels grundlegende These ist, dass ein neues und vielfältigeres Publikum dauerhaft nur dann gewonnen werden kann, wenn Kultureinrichtungen nicht nur ihr Marketing verändern, sondern sich einer kompletten Veränderung nach innen und außen unterziehen. Ausführlich stellt die Autorin die Kunstprojekte mit ihren Zielen, Zielgruppen, Vorgehensweisen und Wirkungen vor. Zusammen mit einem Überblick über aktuelle empirische Erkenntnisse zur Kulturnutzung und zum Kulturimage in Deutschland (darunter erstmalig die Ergebnisse des 1. InterKulturBarometers NRW) stößt der Leser hier auf einen reichen Erfahrungsschatz: Die Potenziale von Kunst sowie generelle Zielkategorien und Erfolgsbedingungen von interkulturellem Audience Development werden übergreifend dargestellt. Ausgehend von der Analyse dieser Projekte und auf Basis weiterer Forschungserkenntnisse leitet Mandel im zweiten Teil des Buchs praxisorientiert Strategien ab und beschreibt Maßnahmen eines interkulturellen Audience Developments. Weitere Beiträge anderer Autoren runden die Publikation ab: Richard Koch und Thomas Renz stellen praxisnahe Methoden der Publikumsforschung vor und sprechen allgemeine Empfehlungen für die Durchführung von Befragungen aus. Klaus Gerhards zeigt, wie die Sinusmilieus, ein Instrument der Sozialforschung, zu einem wichtigen Werkzeug für Kultureinrichtungen werden können. Melanie Redlinger schließlich wirft einen Blick auf Beispiele kulturpolitischer Strategien in den traditionellen Einwandererländern Großbritannien und Niederlande und regt damit zum Nachdenken über die kulturpolitische Debatte in Deutschland an. Birgit Mandel richtet sich mit ihrem Buch an Mitarbeiter von Kulturinstitutionen, Kulturpolitik und -verwaltung ebenso wie an Wissenschaftler und Studierende. Prägnant und praxisnah mit vielen Beispielen und übergeordneten Leitfragen werden Strategien eines interkulturellen Audience Developments differenziert reflektiert. Die Beiträge bieten vielfältige Anregungen, ohne dabei den Anspruch zu erheben, die allein gültige Lösung gefunden zu haben. Wer sich mit dem Thema auseinandersetzt, der findet in diesem Buch einen äußerst hilfreichen Begleiter.

Stephanie Heilmann