Willi, Daniel

Instrumentation für Brass Band und Blasorchester

Ein Lehrgang

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: DVO Druck und Verlag Obermayer, Buchloe 2015
erschienen in: das Orchester 12/2015 , Seite 72

Der Instrumentationslehrgang von Daniel Willi ist aus der Arbeit im schweizerischen Blasmusikwesen erwachsen. Der Autor ist Dozent für Blasmusikdirektion an der Hochschule Luzern und Organist in Aarau. Landestypische Elemente und die persönlichen Erfahrungen des Autors fließen immer wieder in die Darstellung ein, sei es bei der Literaturauswahl oder den Besetzungsvarianten der Ensembles, z.B. der Fanfare-Blechmusik und Fanfare mixte, sowie der Erwähnung der Leistungsstufen.
Der Lehrgang teilt sich in die beiden Besetzungstypen Brass-Band und Blasorchester, das als sinfonisches Blasorchester durch die Bläserklassen-Arbeit auch in Deutschland an Bedeutung gewinnt. In beiden Teilen stellt Willi zunächst die Instrumente vor, ohne dabei jedoch eine durchgängige Systematik einzuhalten. Unter dem Kapitel „Besetzung“ geht er auf die Normbesetzung, dann aber auf das Verhältnis von Notation (Transposition) und Klang ein. Ausgangspunkt für die konkreten Hinweise zur Instrumentierung ist der vierstimmige Satz nach dem Vorbild der 120 Hymnen von Ray Steadman-Allen. Anhand zahlreicher Notenbeispiele wird das Verfahren der Instrumentierung ausgehend von der Direktionsstimme veranschaulicht. Weitere in Ansätzen ausgearbeitete Literaturbeispiele stammen aus dem Bereich tänzerische Stücke, Märsche, Orgelmusik, kontrapunktische Formen und Unterhaltungsmusik. Der Autor weist darauf hin, dass er im Kapitel „Unterhaltungsmusik“ keine Anleitung für das Arrangieren von Jazz- und Pop-Musik geben kann. Ein eigener Abschnitt ist noch dem Bass-solo gewidmet, in dem die Instrumentierung diskutiert wird, wenn das melodische Geschehen im Bass erscheint. Dies wird am Beispiel von Schumanns Fröhlicher Landmann gezeigt.
Der Autor Daniel Willi erweist sich als Fachmann auf seinem Gebiet, aber das als Lehrgang bezeichnete Buch ist methodisch nicht genügend durchdacht. Dies wird zum einen schon am Inhaltsverzeichnis ersichtlich, das keine sinnvolle Nummerierung und Gewichtung der Kapitel enthält, und zum anderen kommt es durch die Aufspaltung in die beiden Besetzungsvarianten Brass-Band/Blasorchester zu unnötigen Doppelungen. Die Essenz des Lehrgangs, eine sinnvolle Übersicht zum Einsatz der einzelnen Instrumente, verbirgt sich in dem Schlusskapitel „,Größere‘ Instrumentationen“.
Dass der Autor nie den Blick für die Realität des Musiklebens verliert, ist durchaus lobenswert, muss aber nicht Bestandteil eines Lehrgangs sein. In diesem Sinn sei eine Stelle zur Basstuba zitiert: „…denkbar sind auch Solopassagen; der Klangcharakter und das Äußere des Instruments bringen es leider mit sich, dass das Publikum bei wirklich als solches präsentierten Tuba-Solostücken schnell zur Erheiterung neigt und irgendwelche unbeabsichtigten Assoziationen mit Großtieren herstellt.“ Der weiterführende Aspekt, dass Instrumentierung auch eine Interpretation einer Vorlage sein kann, wird in dem Lehrgang nicht erörtert.
Heribert Haase