In Concert

Rubrik: CDs
Verlag/Label: German Brass Productions 1055003GBP
erschienen in: das Orchester 07-08/2009 , Seite 72

Seit 25 Jahren bereichern die zehn Musiker um Enrique Crespo und Matthias Höfs mit German Brass die internationale Blechbläserszene. Der „klassische“ Teil der vorliegenden CD In Concert wurde 2007 während einer Asienreise aufgenommen, die zweite Hälfte mit populären Titeln wurde in Stuttgart im Studio eingespielt. Entstanden ist ein äußerst kurzweiliger Tonträger, der – angeordnet wie bei einem Konzert – die stilistische Vielfalt von German Brass einmal mehr unter Beweis stellt. Alle Titel wurden von Enrique Crespo und Matthias Höfs für zehn Blechbläser arrangiert.
In einer Bearbeitung eines barocken Solokonzerts von John Baston brilliert Höfs als Solist, während in Telemanns Tafelmusik das ganze Ensemble leicht und klanglich sehr transparent musiziert. Den ersten Satz aus der “Mondscheinsonate” für Blechbläser zu arrangieren, mag von Puristen als gewagt bezeichnet werden. Jedoch eröffnet die Interpretation dem Hörer aufgrund des sehr intensiven Klangbilds und eines über den ganzen Satz anhaltenden Spannungsbogens im Grunde eine ganz neue Perspektive. Virtuose Fassungen von populären Titeln wie der “Tritsch Tratsch Polka” und des “Hummelflugs” leiten zur zweiten Hälfte des Konzerts über. Hierbei werden die Bläser noch von Percussionist Herbert Wachter unterstützt.
Bei Cole Porters “It’s Allright With Me” meint man, trotz fehlender Saxofone dennoch eine komplette Big Band zu hören; bei Jelly Roll Mortons “Black Bottom Stomp” wird aus einem Blechbläserensemble ein New-Orleans-Jazzband. Mit der “Ballade for two Wings” (mit „Wings“ sind augenzwinkernd Flügelhörner gemeint) und Horns of my Soul sind auch zwei Eigenkompositionen Crespos Teil des Programms. Südamerikanische Klänge bilden den Kern des populären Konzertteils. Ob sehnsüchtiger Tango “Adios Pampa mìa”, die Sambas “Brasileirinho” oder “Tico Tico”: von melancholisch bis virtuos werden alle Register gezogen.
Die letzten drei Tracks bilden quasi die Zugaben des Konzerts. Hier übertrifft sich GB noch selbst: Posaunist Erbrich-Crawford interpretiert stimmlich überzeugend bei einer Version des Peggy-Lee-Klassikers “Fever”. Und wer glaubt, das sei nicht mehr zu steigern, wird mit dem zweistimmigen Gesang bei Pablo Ruiz’ “Quién serà?” eines Besseren belehrt. Mit Mendelssohns “Abschied vom Walde” geht dann ein abwechslungsreiches Konzert der „Deutschen Blechbläser-Nationalmannschaft“ endgültig zu Ende.
Leiter Enrique Crespo erläutert die Philosophie der CD, die auch auf die musikalische Arbeit von German Brass zutrifft: „Wir wollen uns immer wieder neu erfinden, unsere musikalischen Möglichkeiten und unsere Hingabe voll einbringen. Ja, und einen Schritt weiter gehen.“ Gratuliere, German Brass, das ist zweifelsfrei gelungen!
Lutz Göhmann

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