Mendelssohn Bartholdy, Mozart, Rossini und Ponchielli
Il Convegno
Die beiden Klarinettisten Andy Miles und Dirk Schultheis spielen seit fünfzehn Jahren einträchtig nebeneinander im Rundfunkorchester des WDR. Auf der CD Il Convegno stellen sie nun mit Duo-Werken unterschiedlicher Art ihre solistischen Qualitäten unter Beweis.
Da erklingt zunächst eine musikantisch frisch musizierte Orchesterfassung der beiden Konzertstücke op. 113 und 114 von Felix Mendelssohn Bartholdy (ursprünglich für Klarinette, Bassetthorn und Klavier geschrieben), bei der die Homogenität der Tonfärbung von Andy Miles Klarinette und des sonor klingenden Bassetthorns von Dirk Schultheis zum Tragen kommt. Der launige Charakter der beiden Stücke, die Mendelssohn für Heinrich Baermann und seinen Sohn Carl geschrieben hat, wird genau getroffen.
Ob das zweiteilige Konzertstück Nr. 2 für zwei Klarinetten und Orchester wirklich aus der Feder Gioachino Rossinis stammt, ist ungewiss, aber die Orchesterbearbeitung von Jürgen Hinz lässt die Klangfarben des Rossini-Orchesters mit kleiner Trommel, Beckenschlägen und typischen Begleitfloskeln aufleuchten. Die Solisten ergehen sich in virtuosen Figuren und arienhaften Kantilenen, die noch deutlicher in Amilcare Ponchiellis Divertimento Il Convegno hervortreten, sodass man sich bisweilen auf
einer Opernbühne mit zwei Belcanto-Klarinettisten als Hauptakteure wähnt. Das dreiteilige Divertimento lässt dem Klarinettenduo viel Spielraum für Kantabilität, besonders aber für nahezu zügellose Virtuosität im Schlussteil. Miles und Schultheis sind perfekt agierende Duopartner, denen man ihre große Musizierlust anmerkt. Die Orchesterfassung von Bertrand Gröger unterstützt diese ohne Scheu vor Effekten.
Mit Wolfgang Amadeus Mozarts Quintettsatz A-Dur KV Anh. 90 für Klarinette, Bassetthorn und Streichtrio machen die Interpreten mit Unterstützung ihrer Orchester-Kollegen Juraj Cizmarovic (Violine), Andrea Barzen (Viola) und Oliver Wenhold (Violoncello) einen Ausflug in die Kammermusik, ohne den Geist des Divertimentohaften aufzugeben, der auch in diesem fragmentarischen Satz Mozarts dominiert.
Um Abwechslung beim Durchhören der CD mit siebzig Minuten Spielzeit zu erreichen, sind zwischen die Solobeiträge Aufnahmen des WDR Rundfunkorchesters Köln eingefügt: Mendelssohn Bartholdys Nocturne aus Ein Sommernachtstraum, Mozarts klanglich nicht ganz ausgewogen gespielte Ouvertüre zur Oper Titus sowie die sehr ansprechend musizierte Ouvertüre Die diebische Elster von Gioachino Rossini.
Das WDR Rundfunkorchester begleitet seine Kollegen unter der Leitung von Helmuth Froschauer und Stefan Blunier (Rossini) aufmerksam und mit der nötigen Zurückhaltung. Die Aufnahmetechnik stellt mit ihrem etwas zu starken Hall nicht ganz zufrieden, kann aber das Hörvergnügen an den bereits einige Jahre zurückliegenden Einspielungen kaum trüben.
Heribert Haase


