Liedtke, Ulrike

Ich bin Komponist

Friedrich II. als Musiker

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Ries & Erler, Berlin 2012
erschienen in: das Orchester 02/2013 , Seite 57

Zum Jubiläumsjahr 2012 erschienen eine Reihe neuer Publikationen zu Friedrich II. Thematisiert wurde nicht zuletzt seine allzeit aktuelle Beziehung zur Musik, die in der einschlägigen Fachliteratur im Wesentlichen bereits aufgearbeitet vorliegt. Als ausgesprochen originell lässt sich Ulrike Liedtkes Büchlein Ich bin Komponist. Friedrich II. als Musiker dennoch unter den Neuerscheinungen bewerten. Die promovierte Musikwissenschaftlerin versteht es, anspruchsvoll und zugleich unterhaltsam Musikgeschichte und Musikgeschichten in journalistischer Manier zu schreiben – womit sie sich durchaus auf ein Wagnis einlässt. Manche Formulierungen scheinen doch etwas zu salopp: „Friedrich liebte zartes Grün und unverfälschtes Barbie-Rosa.“
Dennoch gelingt es der Autorin durch ihren kurzweiligen, eigenwilligen Stil – der gerne auch einmal eine Legende neben die Wirklichkeit stellt, was dem Anekdotenreichtum um den sprichwörtlichen Alten Fritz durchaus entgegenkommt –, den Leser weitgehend angenehm und abwechslungsreich zu unterhalten und mit manch Wissenswertem gleichsam unvermutet zu überraschen. Nicht zuletzt wird neben der künstlerischen Biografie Fried­richs II. dessen musikalisches Schaffen bis hin zu thematischen Werkkatalogen, seine Traditionsliebe, die Bedeutung und auch das nicht zu unterschätzende Netzwerk etwa von Johann Joachim Quantz aufgezeigt. Der Zeitspiegel sowie das kulturelle Umfeld werden assoziativ umrissen und auch die Gegenwart keineswegs ausgeblendet. Die erstellte Übersicht der „geschicktesten Musiker“ schafft über Rheinsberg hinaus Zusammenhänge. Liedtkes eingängige Publikation hat wesentlich wohl nicht nur ein reines musikwissenschaftliches Fachpublikum im Sinn, vielmehr auch den Musikliebhaber und Konzertbesucher.
Das Buch ist stringent gegliedert: Vorweg steht zur Orientierung über historische und biografische Fakten eine chronologische Übersicht. Es folgen Kapitel, die das Musikalische im Leben des Preußenkönigs im Detail episodenhaft verfolgen. So werden dem Leser der choralsingende und generalbassspielende Kronprinz, die Erwählung der heißgeliebten „Principessa“ und der Opernimpresario Friedrich II. vorgeführt. Die ausgewählten Zitate, die oft als Motto-Überschriften Verwendung finden, sind geistreich und geschickt gewählt. Manches Mal entsteht durch das Aneinanderhängen von Musikerkurzbiografien – durch den Fettdruck werden die Namen pädagogisch instruktiv hervorgehoben – eine wohl ungewollte Reihung.
Die Abbildungen der verschiedensten Musikhandschriften sind zum Teil doch recht klein geraten. Insgesamt stehen die auflockernden, zumeist bunten Illustrationen jedoch durchaus im Textzusammenhang. In leichter und amüsanter Verpackung wird somit das Thema vom musizierenden König facettenreich und durchaus fundiert dargeboten. Ein ideales Geburtstagsgeschenk insbesondere für Leser, die schlanke Bücher lieben.
Ihnen wird hier einiges geboten.
Iris Hildegard Winkler