Hisaishi, Joe

Howl’s Moving Castle

Symphonic Variation "Merry-Go-Round" / Symphonic Variation "Merry-Go-Round + Cave of Mind" for orchestra, Studienpartitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Tokyo 2004
erschienen in: das Orchester 06/2015 , Seite 77

Der japanische Komponist und Musiker Joe Hisaishi, Jahrgang 1950, ist über sein Heimatland hinaus einer der erfolgreichsten Filmmusikkomponisten. Er arbeitete besonders mit Hayao Miyazaki und Takeshi Kitano zusammen, zwei der renommiertesten Vertreter japanischer Animationsfilme.
Der 2004 veröffentlichte Film Howl’s Moving Castle (Das wandelnde Schloss) geht auf das gleichnamige Kinderbuch der englischen Schriftstellerin Diana Wynne Jones zurück, in dem ein junges Mädchen in eine 90 Jahre alte Frau verwandelt wird und auf ihrem Weg auf das wandelnde Schloss des Zauberers Hauro trifft. Die Zeitumstände werden von kriegerischen Ereignissen geprägt. Dann beginnt eine märchenhafte, dramatische Handlung, die im Film auch mit der Realität verwoben wird, da die Arbeit an diesem mit dem bevorstehenden Angriff der Amerikaner auf Bagdad zusammenfiel.
Der Soundtrack zum Film, der in der Studienpartitur als Symphonic Variation Merry-Go-Round + Cave of Mind erscheint, lässt allerdings noch wenig von den dramatischen Ereignissen erkennen. Er vermittelt eine heile Welt, die sich im beschwingten Walzer-Takt und entsprechender gefühlsseliger Melodik wiederfindet, deren Ausdruck etwas an den berühmten Walzer von Dmitri Schostakowitsch erinnert. Wirkungsvoll werden die Orchesterfarben bis hin zum exotischen Klangkolorit von Glockenspiel, Harfe und Celesta eingesetzt. Die rhythmisch  abwechslungsreichen Variationen werden stellenweise mit instrumentalen Soli bedacht.
Die Walzermelodie Merry-Go-Round (Karussell) bildet die Grundlage für weitere, ausgedehntere symphonische Variationen, die der Komponist kurz nach der Filmpremiere als Konzertversion veröffentlichte. Die 14-minütigen symphonischen Variationen gehen nur unwesentlich über den Soundtrack hinaus, indem die einzelnen Variationen etwas weiter ausgestaltet werden und durch den Verzicht auf die Melodie Cave of Mind die Beschränkung auf ein Thema erfolgt. Der Rückgriff auf das ursprüngliche Thema nach einem kurzen Adagio-Teil ab Ziffer 27 ist formal nachvollziehbar, nicht aber die darauf folgenden Reminiszenzen von vorausgegangen Variationen, die dem Spannungsbogen abträglich sind.
Beide Fassungen der symphonischen Variationen sind spieltechnisch von sehr ambitionierten Jugend- bzw. Amateurorchestern mit großer Blechbläserbesetzung sowie Englischhorn, Kontrafagott, Harfe, Celesta und mehreren Schlagzeugern aufführbar, will man der Beliebtheit von Filmmusiken bei der Programmgestaltung Rechnung tragen. In der gut lesbaren Partitur fehlt auf Seite 8 vor Ziffer 2 der Hinweis auf den Instrumentenwechsel von Celesta zu Klavier.
Heribert Haase