Chadwick, Robin

Hornflakes und andere musikalische Leckereien

Cartoons

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Dohr, Köln 2004
erschienen in: das Orchester 09/2004 , Seite 81

„Endlich wieder einmal etwas erfrischend Neues zum Lachen und Schmunzeln aus dem Reich der Musik-Cartoons: Der in Deutschland lebende Kanadier Robin Chadwick gibt mit diesem Buch sein Debut – und wird gleich zum Klassiker.“ So lautet der Klappentext dieses Cartoon-Bandes und offenbart damit eine Anmaßung seitens des Verlags, die über das Werbeübliche weit hinausgeht. Doch dafür kann Robin Chadwick nichts, und so hat man das Bedürfnis, ihn vor seinem eigenen Verlag in Schutz zu nehmen. Es bleibt dies im Übrigen auch der einzige erläuternde Text des ganzes Buchs: Nichts erfährt man über den Zeichner, der bei den Bergischen Symphonikern als Violinist tätig ist; nichts über seinen Werdegang oder seine Vorbilder.
Dass Gerard Hoffnung darunter sein muss, wird beim Betrachten der Cartoons offensichtlich. Chadwicks cartoonistische Aufarbeitungen des orchestralen Innenlebens gleichen den Zeichnungen Hoffnungs nicht nur im Stil; auch die Themen sind ähnliche, bis hin zu allzu deutlichen Doppelungen. Doch diese übergroße Annäherung an den „Altmeister“ (der 1959 nur 34 Jahre jung starb) birgt Gefahren, denn dabei wird klar, dass Chadwick dessen Qualität nicht immer erreicht. Wenn er die Monotonie des Wartens in seinem Cartoon „273 Takte Pause“ durch einen gelangweilt dasitzenden Flötisten zum Ausdruck bringen möchte, bleibt er um Längen hinter Gerard Hoffnungs Paukisten („350 Takte Pause“ [!]) zurück, die sich die Zeit mit Hände-Klatsch-Spielen vertreiben.
Meisterhaft sind dagegen Chadwicks mehrteilige Bilder-Serien „Der Beckenschlag“, „Anleitung zur Identifikation von Blechbläsern“, bei denen die ins riesenhafte wachsenden Lippen auf die Größe des Instruments schließen lassen (und die Knollennasen in diesem Fall an Loriot erinnern), sowie der Cartoon „Wer blättert?“, der aus eigenen Erfahrungen des Geigers gespeist zu sein scheint.
Chadwicks auf Sprachspielen beruhende Cartoons gelingen jedoch nicht immer: Was im titelgebenden „Hornflakes“ (ein Musiker schüttet kleine Waldhörnchen aus der Schachtel) noch prächtig funktioniert, klappt bei der Wiederauflage „Harfeflocken“ überhaupt nicht mehr. Nicht nur die Verballhornung von „Haferflocken“ ist zu weit hergeholt, auch der Witz ist beim zweiten Mal eben keiner mehr.
Was dem Buch somit etwas fehlt, ist eine strengere Auswahl durch Verlagslektorat oder Selbstbescheidung des Zeichners. Die zahlreich vorhandenen Glanzstücke aus der Feder Chadwicks herauszusortieren aus der Spreu des allzu flachen Witzes – darin liegt die Herausforderung für künftige Veröffentlichungen, auf die man sich durchaus freuen darf.
 
Rüdiger Behschnitt

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