Martin Loeser
HILDESHEIM: Die komische Oper als soziologisches Experiment
Wenn ich König wär’ von Adolphe Adam am Theater für Niedersachsen
Wie reagieren Menschen auf Macht? Werden sie korrupt oder handeln sie vorbildlich? Solche Fragen thematisiert die 1852 am Pariser Théâtre Lyrique uraufgeführte Opéra-comique „Wenn ich König wär’” von Adolphe Adam. Deren Libretto basiert auf den morgenländischen Erzählungen „Tausendundeine Nacht”. Die Geschichte um den armen Fischer Zephoris, der die schöne Prinzessin Nemea vor dem Ertrinken rettet, sich hoffnungslos verliebt und diese – als er einen Tag lang König sein darf – vor dem bösen Prinzen Kadoor bewahrt und schließlich heiratet, bietet traumhafte Unterhaltung. Zugleich kritisiert sie skrupellose Bereicherung, Zwang und Machtmissbrauch und spiegelt damit die französische Gesellschaft der 1830/40er Jahre. So entluden sich 1848 die Spannungen zwischen Neureichen, Kleinbürgern und Arbeitern in der Februar-Revolution. Die massiven sozialen Verwerfungen ruinierten auch Adam als Impresario.
Lesen Sie weiter in der Ausgabe 12/2023.