Harp Recital
Werke von André Caplet, Germaine Tailleferre, Carl Philipp Emanuel Bach, Heinz Holliger, Benjamin Britten
Ein großes Kompliment an Sarah OBrien! Virtuosität, Musikalität, die Liebe zum Instrument, all das spürt und erlebt man auf dieser vorliegenden CD. Sarah OBrien schätzen wir als eine international anerkannte Harfenistin. Mit hohen Auszeichnungen schloss sie ihre Studien bei Catherine Eisenhoffer (Genf), Pierre Jamet (Paris) und Susann McDonald (Bloomington IN, USA) ab. Darüber hinaus gewann sie zahlreiche Preise bei internationalen Wettbewerben. Neben ihrer Tätigkeit als Soloharfenistin, erst im Concertgebouw Orchester Amsterdam und jetzt bei den Münchner Philharmonikern, ist sie überall auf der Welt als Kammermusikerin und Solistin zu hören. Ebenso unterrichtet sie an mehreren Hochschulen wie u.a. am Mozarteum in Salzburg und Basel.
Ihre besondere Liebe gilt der modernen Harfenliteratur. Das zeigt sie mit ihrer Auswahl von Solowerken auf dieser CD. Angefangen mit André Caplets Deux Divertissements à la française et à lespagnole über Germaine Tailleferres Sonata pour harpe unterbricht OBrien ihren großen inhaltlichen Bogen mit dem Solo für die Harfe von Carl Philipp Emanuel Bach. Mit Präludium Arioso Passacaglia von Heinz Holliger und der Suite op. 83 von Benjamin Britten führt sie uns dann wieder in die Moderne zurück.
Sehr interessant finde ich das Booklet: Etwas ganz Besonderes
Sarah OBrien im Gespräch, so lautet die Überschrift. Florian Hauser stellt OBrien Fragen zur Geschichte der Harfe, zur Auswahl der Stücke und deren Bedeutung in der Entwicklung der Harfenliteratur. Er konstatiert, dass OBrien den romantischen Block zwischen Bach und Caplet ausließe, was OBrien u.a. damit begründet, dass es in dieser Epoche an interessanter Literatur mangle.
Ergänzend möchte ich allerdings auf die Bedeutung der Klassik hinweisen. Mozart und Spohr z.B. haben mit ihren Kompositionen Meilensteine in der Harfenliteratur gesetzt, ebenso u.a. Saint-Saëns und Fauré aus der Romantik. Auf die Frage nach den Spielmöglichkeiten zu Bachs Zeiten antwortet OBrien: Seine Sonate ist die erste wirkliche Harfensonate, hier beginnt die Literatur. Ich möchte einfügen, dass nicht zuletzt John Parry (1710-1782) Sonaten für die Triple Harp geschrieben hat.
OBrien erläutert ihre Stücke sehr professionell. Wir haben es bei dieser Einspielung mit kompetenter und werkgetreuer Wiedergabe zu tun, gepaart mit großem musikalischen Reichtum. Besonders beeindruckend sind die Interpretation des Stücks von Holliger oder die sauberen Verzierungen bei Bach. Einzig in der Suite von Britten wirft sie einige Textfragen auf, was den Gesamteindruck aber nicht beeinträchtigt. Zum Schluss spielt sie den Choral Hymn St. Denio im Original. Der letzte Satz der Suite stellt eine Paraphrase über diesen Choral dar und endet mit der Dominante, während das Lied in der Tonika aufhört ein wunderbarer Abschluss dieser CD.
Marion Hofmann