Litzel, Susanne / Friedrich Loock/ Annette Brackert (Hg.)
Handbuch Wirtschaft und Kultur
Formen und Fakten unternehmerischer Kulturförderung
In Zeiten einer überproportional zurückgehenden Kulturförderung durch die öffentliche Hand ist der Ruf aus der Politik nach Sponsoren, mehr bürgerschaftlichem Engagement und der Wirtschaft immer lauter geworden. Meist verbunden mit der Hoffnung, dass die Lücken, die ausbleibende öffentliche Mittel reißen, von Dritten gefüllt werden. Auf verschiedenen Gebieten gibt es zwar durchaus eine Bereitschaft, sich in gewissem Rahmen stärker in der Förderung kultureller Einrichtungen oder Projekte zu engagieren; langsam setzt sich jedoch auch in der Politik die Erkenntnis durch, dass gerade in Deutschland die Kulturfinanzierung durch den Staat im öffentlichen Bewusstsein und in den Traditionen einer Kulturnation noch so fest verankert ist, dass es auch zukünftig schwer fällt, eine kulturelle Mangelverwaltung zunehmend privat finanzieren zu wollen: Derartiges Ansinnen hat auf potenzielle private Geldgeber eher abschreckende Wirkung.
Dennoch wird das Bewusstsein in vielen Unternehmen der Wirtschaft stärker, dass ein Unternehmen ohne Kultur(-Förderung) vielleicht auch eines ohne Unternehmenskultur sein könnte. Das vorliegende Handbuch aus der Reihe Unternehmen und Gesellschaft des Kulturkreises des BDI bietet in diesem sich verändernden Umfeld einen guten Überblick über den gegenwärtigen Stand kulturellen und finanziellen Engagements von Unternehmen in Deutschland.
Eine interessante Mischung aus insgesamt 31 Kurzporträts von Unternehmen und Institutionen ist beispielhaft in die Texte eingeschoben. Nach einleitenden Texten zum unternehmerischen Bürgerengagement, neudeutsch: Corporate Volunteering, geht es dann im ersten Hauptteil des Buchs unter der Überschrift Spenden, Stiften, Sponsern um die verschiedenen möglichen Formen der Zuwendung, Stiftungsgründungen, steuerliche Rahmenbedingungen und um einige Beispiele aus der Praxis.
Beim Thema Sponsoring werden insbesondere die verschiedensten komplexen inhaltlichen und steuerrechtlichen Probleme relativ gut verständlich und übersichtlich erläutert. Besonders erhellend sind dabei nach Fallgruppen geordnete Beispiele, die es auch dem Laien ermöglichen, mit einem potenziellen Sponsor die für beide Seiten richtigen Vereinbarungen und Absprachen zu treffen. Der folgende Beitrag erläutert die häufig unterbleibende Evaluierung von Sponsoring-Maßnahmen. Die Evaluierung dient letztlich dazu, beiden Seiten, also Sponsor und Kultureinrichtung, eine möglichst optimale Umsetzung der wechselseitigen Interessen zu ermöglichen. Im zweiten Hauptteil geht es unter der Überschrift Partner und Partnerschaften zunächst um einen Überblick über die für Kulturinstitutionen in Deutschland grundsätzlich denkbaren 13 verschiedenen Rechtsformen. Sodann werden schwerpunktmäßig Vorzüge, Nachteile und Risiken einer Public Private Partnership, also der echten inhaltlichen Zusammenarbeit privater und öffentlicher Institutionen, die Medienarbeit für Projekte der privaten oder gemischten Kulturförderung sowie die Zusammenarbeit mit Sponsoring-Agenturen erörtert.
Der über 100 Seiten starke Anhang enthält u. a. ein Glossar mit den wichtigsten Begriffsdefinitionen, zahlreichen Unternehmens- und Behördenanschriften sowie Musterverträge, -satzungen und Auszüge aus Gesetzen und Verordnungen. Ein gutes Stichwortverzeichnis führt rasch zu den einschlägigen Fundstellen. Das insgesamt hochwertige Buch ist in der Hand von Kulturmanagern und Finanzverantwortlichen der Kulturinstitutionen genau richtig aufgehoben.
Gerald Mertens