Sevsay, Ertugrul

Handbuch der Instrumentationspraxis

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel 2005
erschienen in: das Orchester 10/2005 , Seite 74

Ertugrul Sevsay unterrichtet seit mehreren Jahren Instrumentation an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Sein Handbuch, eine Art Lehrbuch, ist auf Anregung von Studierenden entstanden und wendet sich auch in erster Linie an Studierende, da es sowohl für den Instrumentationsunterricht an Musikinstitutionen als auch für ein Selbststudium herangezogen werden kann. Dabei ist allerdings anzumerken, dass dieses Buch für Studenten vielleicht etwas teuer ist.
Der Inhalt des Buchs hält, was der Titel verspricht: Es geht in erster Linie um das praktische Erlernen des instrumentatorischen Handwerks. Das Material ist sinnvoll gegliedert, verständlich und übersichtlich dargestellt. Die theoretischen Aussagen sind durch zahlreiche, gut ausgewählte Beispiele unterstützt. Die grundlegenden Begriffe werden erklärt und eine Einleitung zur Vorgehensweise beim Instrumentieren mit wertvollen Tipps wird dargeboten.
Der Autor nennt seinen Leser einen „angehenden Instrumentator“. Dies erklärt die Auswahl der Themen: Die erste Hälfte des Buchs gibt umfangreiche Informationen über alle Instrumente (Aussehen, Bestandteile, Bauweise, Notierung, Spieltechniken etc.), während die zweite Instrumentationsübungen (Particelli der ausgewählten Werkausschnitte zum Instrumentieren) und die Analysen der den Werkausschnitten entsprechenden Originalpartituren darbietet. Die anderen wichtigen Themen wie Akustik, Klangfarbe, Orchestertypen und
-techniken sowie auch Zusammenhänge zwischen Form und Instrumentation werden eher am Rande behandelt. Auch geschichtlich schränkt sich der Autor auf die Epoche zwischen der Wiener Klassik und der Zweiten Wiener Schule ein. Das 20. Jahrhundert ist zwar auch mit Beispielen vertreten, kommt aber leider doch etwas kurz. Wünschenswert wären an dieser Stelle Hinweise auf weiterführende Literatur, z.B. auf das Standardwerk Instrumentation in der Musik des 20. Jahrhunderts von Walter Gieseler, Luca Lombardi und Rolf-Dieter Weyer (Celle 1985).
Der Lehrweg, der hier eingeschlagen wird, vermittelt zwar die wichtigsten Handgriffe des Instrumentierens, bleibt allerdings leider etwas einseitig. Der Autor bezeichnet eine Instrumentation dann als erfolgreich, wenn „der Student im Rahmen des Stils bleibt, […] und keine technischen Probleme verursacht“. Die Aufgabenstellungen mit dem Ziel, einen Notentext möglichst korrekt „übersetzen“ zu können, schulen sicherlich das Gespür der Studierenden für Stilkopien. Darüber hinaus sollte aber auch zu einer weitergehenden Entfernung vom Originaltext ermutigt werden mit dem Ziel der Entwicklung einer inneren Klangvorstellung und eines kreativen Umgangs mit der Vorlage.
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass dieses Handbuch eine gute Begleithilfe für den Instrumentationsunterricht sowohl für Studierende als auch für Lehrkräfte ist. Auch Schulmusiker im Dienst und interessierte Musikliebhaber werden sicherlich davon profitieren können.
Lena Prass