Hamburg Debüt 2006

Claudius Popp (Violoncello), Veronika Eberle (Violine), Giuliano Sommerhalder (Trompete) präsentiert von der Deutschen Stiftung Musikleben in Kooperation mit dem NDR Sinfonieorchester, Ltg. Eiji Oue

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Deutsche Stiftung Musikleben DSM 37677150/XIII
erschienen in: das Orchester 09/2007 , Seite 85

Zu den wichtigen Fördermaßnahmen der Deutschen Stiftung Musikleben gehört neben dem Deutschen Musikinstrumentenfonds und dem „Foyer junger Künstler“ seit dem vergangenen Jahr auch das „Hamburg Debüt“ – ein Festkonzert, in dem sich junge Künstler als Solisten mit dem NDR Sinfonieorchester in der Hamburger Musikhalle präsentieren können. Von der ersten Veranstaltung im September 2006 liegt nun ein Mitschnitt mit drei jungen Musikern auf CD vor.
Claudius Popp (geb. 1982), Solocellist der Berliner Staatskapelle, geht mit Esprit und frischer Virtuosität an das D-Dur-Konzert von Haydn heran und gewinnt dem Werk mehr Schwung und Ausdruck ab, als heute oft üblich. Auch die sauberen Doppelgriffe in der heiklen Zugabe von Sulchan Zinzadze beweisen seine sichere Technik. Seinem Guarneri-Cello aus dem Deutschen Instrumentenfonds gewinnt er einen warmen, vollen Klang mit vielen Schattierungen ab.
Veronika Eberle (geb. 1988), die jüngste der drei Künstler, beweist im Bruch-Konzert bestechende Intonation (man muss sich beim Hören immer wieder verdeutlichen, dass es sich um eine Liveaufnahme handelt!). Die Schülerin von Ana Chumachenco bringt ihre Joseph-Gagliano-Violine – ebenfalls aus dem Deutschen Instrumentenfonds – wunderbar zum Klingen. Was aber noch stärker beeindruckt als ihr kultivierter, modulationsfähiger Ton, ist ihre Gestaltungskraft. Jede Phrase ist überzeugend modelliert und sie vermag das sehr langsame Tempo des zweiten Satzes mit Intensität und berückender Lyrik zu füllen. Auch den Variationensatz der Solosonate von Prokojew als Zugabe interpretiert sie poetisch und geistvoll.
Für Giuliano Sommerhalder (geb. 1985), Solotrompeter des Gewandhaus-Orchesters, ist das effektvolle As-Dur-Konzert des armenischen Komponisten Alexander Arutjunjan ein ideales Werk, um seine brillante Technik und seinen strahlend-opulenten Ton zu zeigen. Das einsätzige Werk, nach Chatchaturians Rezept aus armenischen Volksmelodien und westeuropäischer Kompositionstechnik kombiniert, fordert dem Trompeter alles ab – Klangnuancen, Ideenreichtum und Virtuosität (die Sommerhalder ebenso in der Zugabe von Allen Vizzutti unter Beweis stellt).
Die glanzvollen Soli der NDR-Bläser und der satte Streicherklang des Orchesters lassen den Zuhörer die kompositorischen Schwächen des Werks – die gelegentlichen Längen und die etwas bemüht klingende Kontrapunktik – vergessen. Das NDR Sinfonieorches-ter unter Eiji Oue begleitet hier, ebenso wie bei Haydn und Bruch, äußerst einfühlsam und folgt den Solisten bei allen Rubati aufs Genaueste. Der Tonmeister Hans-Michael Kissing sorgt für die nötige Klangtransparenz und meistert die besonderen Herausforderungen einer Trompetenaufnahme.
Martin Wulfhorst