Werke von Anton Bruckner, Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn und anderen

Günter Wand Edition

7 CDs

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Profil/Edition Günter Hänssler PH 12044
erschienen in: das Orchester 07-08/2014 , Seite 79

Rund 25 Jahre lang war Günter Hänssler für die Klassik-CDs im traditionsreich-schwäbischen Hänssler-Verlag zuständig. Der heute 54-jährige Enkel des Firmengründers machte sich jedoch vor gut zehn Jahren mit dem eigenen Label „Profil/Edition Günter Hänssler“ selbstständig und zog wieder zurück an den Ursprungsort des Großvaters, nach Neuhausen auf den Fildern, ganz in der Nähe des Stuttgarter Flughafens. Mit großer Akribie und Sachkenntnis durchstöbert er seitdem die Schallarchive der Rundfunkanstalten. Mit den meisten Sendern bestehen inzwischen feste Verträge, mit anderen zumindest Projektverträge. Und der Schatzgräber wurde fündig, der Katalog hervorragender CDs wird immer länger, es fehlt nicht an Preisen und Auszeichnungen.
Günter Wand ist dabei im Programm ein besonderer Name geworden: Ihm ist eine eigene Edition gewidmet. Es gibt zahlreiche Einzelaufnahmen mit den verschiedensten deutschen Orchestern. Es gibt aber auch eine Box mit acht CDs mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin (ehemals Radio-Symphonie-Orchester Berlin) in Aufnahmen von Deutschlandradio Kultur, und nun kam aktuell eine Box mit sieben CDs heraus mit Aufnahmen mit dem NDR Sinfonieorchester Hamburg.
Der Dirigent Günter Wand (1912-2002) hat 35 Jahre in Köln gewirkt. Er war kein Pultstar, kein Dirigent, der große Auftritte, Glamour und Öffentlichkeit schätzte. Er war ein bescheidener, überaus gewissenhafter Arbeiter, dem Werktreue, die Formung des Klangs und eine musikalische Vision mehr bedeuteten als spektakuläre Szenen. Erst nach seiner Pensionierung begann er aktiv an einer internationale Karriere zu basteln. Unter anderem wurde er von 1982 bis 1991 Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters. 1987 ernannte man ihn hier zum Ehrendirigenten. Auch mit diesem Orchester nahm er alle Bruckner-Sinfonien auf. „Je älter man wird, desto deutlicher ist die Vision von Vollkommenheit“, sagte er einmal. Die Aufnahmen haben einige der Sternstunden aus Hamburg festgehalten. Die Box bringt die Sinfonien 3, 7, 8 und 9.
Dennoch kann man Günter Wand nicht ausschließlich mit dem Namen Bruckners verbinden. Man hört hier auch Mozarts Posthorn-Serenade und die g-Moll-Sinfonie KV 550, weiter Haydns Oboenkonzert (das vermutlich gar nicht von Haydn stammt) und das Schumann’sche Klavierkonzert in a-Moll mit Gerhard Oppitz als Solisten.
Diese CDs, aufgenommen in den Jahren 1982 bis 2000, sind nicht einfach zu den anderen ins Regal zu stellen: Sie sind Dokumente einer besonderen Interpretation, also Wiedergaben von Wert und Dauer. Auch in puncto Klangqualität und Durchhörbarkeit lassen sie kaum Wünsche übrig. Merkwürdig ist, dass eine solche Box in großen Stückzahlen nach Japan verkauft wird und in Deutschland nur begrenzt auf Interesse stößt. Sind die Japaner die besseren Musikkenner und -genießer?
Wolfgang Teubner