Grüße aus Hannover
Volkstümliche Blasmusik und die Ludwigsburger Bauer-Studios das ist eine lange Geschichte, fast eine Liebesgeschichte! Sie begann schon bald nach der Gründung des Tonstudios Bauer vor sechzig Jahren mit der engen Zusammenarbeit zwischen den Ludwigsburger Tontechnikern und den berühmten Egerländer Musikanten, die der unvergessene, 1999 verstorbene Ernst Mosch in den 1950er Jahren aus Instrumentalisten des legendären Südfunk-Tanzorchesters rekrutiert hatte und die heute von Ernst Hutter geleitet werden auch er war einst bei Erwin Lehn und ist auch immer noch Leadposaunist in der SWR Big Band in Stuttgart. Schon lange finden unzählige Blasmusikensembles den Weg in die heutigen Bauer-Studios und zu seinen bewährten Tonmeistern, allen voran und schon seit vielen Jahren Johannes Wohlleben und Adrian von Ripka. Ich hatte selbst mehrfach Gelegenheit, beiden in Aufnahmesitzungen zuzusehen, und immer wieder erlebte ich die Begeisterung aller Beteiligten, bewunderte aber auch die nicht nachlassende professionelle Akribie dieser Experten bei den Aufnahmen, die den exzellenten Ruf der Ludwigsburger Studios begründeten und bis heute auf hohem Niveau halten.
Zu den vielen Bläserformationen gehören Ensembles wie das Landesblasorchester Baden-Württemberg, das Musikkorps der Bayerischen Polizei oder die Brassband Bürgermusik Luzern, aber auch etliche Musikkorps der Bundeswehr, beim Heer (in Ulm, Veitshöchheim, Kassel, Koblenz oder Regensburg), bei der Marine (Ostsee Kiel) und bei der Luftwaffe (Munster). Mit dieser Neuaufnahme zeigt nun unter der Leitung von Manfred Peter das Heeresmusikkorps Hannover, in welcher Repertoirebreite und mit welchen durchweg eigenen Bearbeitungen es erfreuen kann. Neben Märschen, die man ja erwartet als Auftakt Grüße aus Hannover, eine Eigenschöpfung wie der Rausschmeißer Hussa! Horrido!, aber auch welche von Blankenburg und Fucik, alles jedoch leider nicht ohrwurmverdächtig! , steht mit Bizets Farandole aus der 2. “Arlesienne-Suite” und Tschaikowskys “Dornröschen”-Walzer auch Klassisches.
Heute gehts aber nicht mehr ohne Filmmusik, hier mit John Williams burlesk-slapstickhaftem Marsch aus dem Film “1941”, und auch nicht ohne Musical-Exzerpten, hier mit dem Marsch 76 Trombones aus Meredith Williams “Music Man”, der einige Takte lang nach einer bekannten Überleitung zu hübschen Piccoloflötengirlanden an “Stars and Stripes Forever” erinnert. Es wird aber nicht nur gespielt und geblasen, sondern auch gepfiffen in den Schlusstakten des Fucik-Marschs und gesungen, von allen herzhaft in Hussa! Horrido! und in einem eigenen Arrangement des Julie-Gold-Schlagers “From A Distance” von einem sonst Klarinette blasenden weiblichen Korpsmitglied. Am besten gefallen mir das Medley aus fünf großen Gershwin-Hits und ein auf Flügelhorn und Trompete herzbewegend interpretiertes “My Way”, das nostalgische Erinnerungen an Frank Sinatra weckt.
Diether Steppuhn