Mozart, Wolfgang Amadeus

Gran Partita

für 12 Bläser und Kontrabass

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Auris subtilis as 5010-2000
erschienen in: das Orchester 05/2009 , Seite 67

Mozarts große Bläserserenade KV 361, auf deren Partitur jemand ehrfürchtig „Gran Partita“ schrieb, ist nicht nur in Mozarts Œuvre ein Ausnahmewerk. Sie gehört in ihrem Formen- und Inhaltsreichtum zum Bewegendsten, was an Musik geschaffen wurde. Sie markiert aber auch einen Kulminationspunkt, weil sie überraschend couragiert aus einer traditionellen und auch von Mozart selbst in großer Vielfalt verwendeten Form höfischer Harmonie- und Unterhaltungsmusik in eine neue symphonisch anmutende Fülle der Blasinstrumente – darunter ganz neuartige wie das Bassetthorn – aufbricht und viele Nachahmer fand, Richard Strauss etwa, um nur einen zu nennen. Wohl auch wegen dieses Ausnahmerangs nennt der Katalog heute mehr als drei Dutzend Einspielungen der „Gran Partita“.
Kommt eine neue auf den Markt, genügt es meist, das himmlische Adagio anzuhören, um zu wissen, wie tief sich die Interpreten in Mozarts musikalische Seele haben einfühlen können. Dies nun gleich vorweg: Bei so viel illustrer Konkurrenz schlägt sich die Sächsische Bläserakademie sehr wacker! Wie die Chemnitzer Bläser diese kleine „Opernszene à trois“ mit ihren herzergreifenden Sehnsuchtskantilenen von Oboe, Bassetthorn und Klarinette auf dem Klangteppich der genial konzipierten Dauersynkopen spielen, das rührt ans Herz – ergreifend.
Solch intimer Seelensprache stellen die Menuette mit der ganzen Fülle aller zwölf Stimmen eine burschikose Keckheit der stampfenden Tänze wirkungsvoll gegenüber und die Trios schaffen mit ihren Walzern dazu wieder hübsche Kontraste. Die erneut intim-beschwörende Romanze mit ihren wunderbar getragenen Melodiebögen gelingt den Instrumentalisten eindrucksvoll und im Allegretto-Teil packen sie wieder recht temperamentvoll zu: Abwechslung schafft Lebendigkeit. Der Variationssatz gibt nicht nur einzelnen Instrumenten Gelegenheit, Virtuoses ebenso zu beweisen wie anrührend Bezwingendes, sondern auch dem ganzen Ensemble, dem auf diese Weise konzertant Demonstrierten einen satten Sound beizusteuern. Wie schon im Einleitungs-Allegro toben sich im Finalsatz schließlich alle noch einmal so übermütig und animiert aus, dass man die Spielfreude des Ensembles förmlich mit Händen greifen kann – schade, dass CDs keine wirklichen Bilder vermitteln, aber solch beeindruckendes Gehörtes vermittelt ja auch dem inneren Auge lebendige Bilder!
Und schade auch, dass auch hier wie in vielen Paralleleinspielungen bei einer Spieldauer von nur 49 Minuten wieder einmal die Chance vertan wurde, der Gran Partita, die vor allem in solchen begeisterten und begeisternden Interpretationen mitzuerleben immer und immer wieder ein Erlebnis ist, noch mehr „Mozärtliches“ anzufügen – die Auswahl wäre groß genug…
Diether Steppuhn