Bach, Carl Philipp Emanuel

Gambensonaten Wq 88, 136, 137. Ausgabe für Violoncello

hg. von Wolfram Enßlin/Ernst-Günter Heinemann, Generalbassaussetzung von Wolfgang Kostujak, mit zusätzlich bezeichneter Violoncellostimme von David Geringas

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Henle, München 2012
erschienen in: das Orchester 01/2013 , Seite 69

Ein Markenzeichen des Henle-Verlags sind seine professionell gemachten und weit verbreiteten Urtextausgaben. Deshalb verwundert nicht, dass auch die nunmehr vorgelegten Umarbeitungen dreier Gambensonaten aus der Feder des sogenannten Berliner Bach-Sohnes Carl Philipp Emanuel Bach höchsten Ansprüchen genügen und für neugierige Cellisten eine begrüßenswerte Bereicherung ihres Repertoires darstellen werden. Den Herausgebern Wolfram Enßlin und Ernst-Günter Heinemann gelingt mit der Bearbeitung der Sonaten Wq 88, 136 und 137 eine absolut praktikable Fassung für das Violoncello, welche – mit lediglich vorsichtigen line­a­ren Übertragungen einiger Akkordgriffe – den Originalklang der Viola da Gamba weitgehend zu sichern vermag.
Das könnte und sollte für den heutigen Cellisten eine Herausforderung sein, auf dem modernen Instrument die bekannten aufführungspraktischen Gegebenheiten und Spieltechniken des 18. Jahrhunderts möglichst umfassend zu berücksichtigen, ohne dass daraus eine wirkliche Gefahr für das Spiel auf dem historischen Originalinstrument erwächst. Der Cembalopart wird von Wolfgang Kostujak in jenen Passagen durch eine sparsam-angemessene (und durch Kleinstich erkennbare) Generalbassaussetzung ergänzt, wo Carl Philipp Emanuel Bach Lücken hinterlassen hat. Eine eigens erstellte Basso-Stimme (linke Hand des Cembalos) enthält dankenswerterweise im Kleinstich zur besseren Orientierung den kompletten Solopart des Violoncellos.
Der Verlag legt zudem von allen drei Sonaten je eine Fassung für Viola da Gamba und Viola vor, wobei die Einrichtung für die Bratsche schon durch zeitgenössische Quellen belegt ist.
Wie bei Henle nicht anders zu erwarten, sind die Stimmen von höchster Professionalität: gedruckt auf hochwertigem Papier mit einem fürs Auge äußerst angenehmen Notenstich, gelegentlich leere Seiten belassend, um das Blättern zu ermöglichen – das muss und wird für die Ausführenden eine reine Musizierfreude sein! Und wer sich dann noch auf die Fingersätze und Stricharten keines Geringeren als David Geringas einlässt, der wird sich auf der sicheren Seite befinden. Im Übrigen könnte es auch stilgeschichtlich sehr spannend sein, die Sonaten Carl Philipp Emanuels auf ambitionierten Konzertprogrammen den Gambensonaten BWV 1027 bis 1029 seines Vaters Johann Sebastian gegenüberzustellen. Diese hatte Henle schon im Jahr 2000 in einer Umarbeitung für das Cello herausgegeben. Nun also der Sohn – eine ebenso dankenswerte wie empfehlenswerte Bereicherung!
Thomas Krämer