French Concertos for Two Pianos

Francis Poulenc: Concerto for Two Pianos & Orchestra in D-Dur / Darius Milhaud: Concerto for Two Pianos & Orchestra / Robert Casadesus: Concerto for Two Pianos & Orchestra op. 17

Rubrik: CDs
Verlag/Label: cpo 999 992-2
erschienen in: das Orchester 05/2005 , Seite 85

Die Musik der eigentlich recht heterogenen „Groupe de Six“ lässt sich auf einen gemeinsamen Nenner bringen: Sie richtet sich gleichermaßen gegen die Musik Richard Wagners und Claude Debussys. Wenn man nach ästhetischen Gemeinsamkeiten sucht, dann finden sich diese am ehesten in der Ausschaltung subjektiver Gefühlsmomente und in der Einfachheit und Klarheit des Ausdrucks. In den Kompositionen werden jedoch diese Forderungen von Komponist zu Komponist unterschiedlich ausgeformt.
Dies wird auch bei der vorliegenden CD mit dem Klavierduo Genova & Dimitrov und dem SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern unter der Leitung von Alun Francis deutlich. Während für das Konzert für zwei Klaviere von Francis Poulenc ein eher ausgedünnter musikalischer Satz und eine naive, an Mozart orientierte Einfachheit vorherrscht, ist Milhauds Konzert für zwei Klaviere komplexer und bedarf einer stärkeren Differenzierung. Genau dies wird von den Interpreten nur ansatzweise umgesetzt. Mit der rhythmischen Brillanz, der spielerischen, sprudelnd-lebendigen Musizierweise Poulencs alleine wird man der Wiedergabe von Milhauds Klavierkonzert nicht gerecht, und die Musik tendiert in der Undifferenziertheit zur Schwerfälligkeit. Für Poulencs Konzert hingegen ist die Herangehensweise geradezu ideal: Die Aufnahme zeugt von Witz, Amüsement und Spielfreude, der man gerne weiter lauschen möchte.
Auch sollte man sich bei der Interpretation der französischen Musik jener Zeit davor hüten, die rhythmischen Modelle als einzig tragendes Kompositionsprinzip hervorzuheben. Wenn man nicht gleichzeitig dem musikalischen Atem melodischer Motive folgt, ähnelt die Musik, überspitzt gesagt, nur noch dem Surren von Nähmaschinen. Vollkommen frei ist die vorliegende, ansonsten hervorragende Aufnahme leider nicht von dieser Gefahr. Hinzu kommt, dass man – wenn doch diesem Weg gefolgt werden soll – die rhythmischen Akzentuierungen als strukturbildendes Element mit größerer Vehemenz wie plötzlich sprühende Blitze herausstellen sollte.
Dennoch sind die Aufnahmen der drei Konzerte von Poulenc, Milhaud und Casadesus nicht nur aufgrund des Repertoirewerts empfehlenswert. Denn wie man auch in Details – denn nur darum geht es in den kritischen Anmerkungen – darüber denkt: Die nicht ganz eine Stunde Musik dieser CD vergeht beim Hören wie im Fluge. Einen wesentlichen Anteil daran hat das sehr homogen, wie aus einem Guss spielende und atmende Duo Genova & Dimitrov, das zu Recht mehr und mehr zu einem der besten Klavierduos avanciert.
Klemens Fiebach