Mozart, Wolfgang Amadeus

Flute & Harp concerto K 299/Andante K 315/Harp concerto KV 107, 1

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Profil Edition Günter Hänssler PH09020
erschienen in: das Orchester 02/2010 , Seite 71

Mozart – das Konzert für Flöte, Harfe und Orchester sowie die beiden Flötenkonzerte sind ein Meilenstein und ein „Muss“ für jeden Spieler dieser Instrumente. In der vorliegenden CD huldigen Pirmin Grehl und Maria Graf, zwei prominente, international anerkannte Solisten, dem Genie Mozart.
Bis in die heutige Zeit bleibt das Doppelkonzert für Flöte und Harfe ein Unikum. Entstanden ist es durch den Auftrag des in Paris lebenden Herzogs von Guînes, ein Amateurflötist, dessen Tochter Harfe spielte.
In der Einspielung dieses Konzerts werde ich mit einer unbefriedigenden Harfenklangeinstellung konfrontiert. So spitz und hart im Ton, dazu die schlechte Balance der Lautstärke zwischen der Solistin und dem Orchester, das übrigens sehr einfühlsam und exzellent alle drei Werke auf der CD begleitet. Hier ist die Aufnahmetechnik gefragt. Das Soloinstrument Harfe verdient es, in den akustischen Vordergrund gestellt zu werden, um die Klangschönheit des Instruments voll auszuschöpfen. Warum darf das technisch brillante Spiel von Maria Graf nicht edler klingen?
Dazu gesellt sich ein eher schüchtern wirkendes und sehr dem Harfenpart untergeordnetes, aber technisch perfektes Flötenspiel. Pirmin Grehl praktiziert auf der CD die Spielweise „Alte Musik“, u.a. werden lange Töne ohne Vibrato und verkürzt gespielt. Wenn alle auf alten Instrumenten spielten, wäre die Wiedergabe korrekt; oder man nutzt die modernen Instrumente, um die Genialität solch einer Musik voll auszuschöpfen. Die Tempi in allen drei Sätzen empfinde ich als zu schnell, dadurch könnte leicht ein etüdenhafter Charakter entstehen.
Im Andante für Flöte und Orchester KV 315, das Mozart in Mannheim für den holländischen Liebhaber-Flötisten Ferdinand Dejean schrieb, wird die Diskrepanz zwischen der Spielweise Pirmin Grehls und dem Orchester besonders deutlich – schade.
Im dritten Werk der CD überträgt Maria Graf originalgetreu das Cembalokonzert D-Dur KV 107/1 auf die Harfe. Bei diesem Stück handelt es sich um einen „Gehversuch“ des neunjährigen Mozart, unter dem Einfluss dreier Cembalo-Sonaten von Johann Christian Bach stehend. Erst danach wagte er sich an seine großen Klavierkonzerte. Eine so überaus heitere Musik aus der Feder des Knaben Wolfgang animiert förmlich zur Transkription. Das ist Maria Graf mit ihrer Welt-Ersteinspielung des Konzerts voll gelungen. Die Kadenz im 1. Satz stammt von Mozart selbst. Im 2. Satz hören wir als Kadenz eine eigene Version der Interpretin.
Im Booklet schreibt Pavol Tkác? sehr informativ und lehrreich über die musikgeschichtlichen Zusammenhänge dieser drei Werke. Enthalten sind weiterhin die Biografien der beiden Solisten sowie eine ausführliche Dokumentation über die Geschichte des Kammerorchesters Bad Brückenau.
Marion Hofmann