Hoffmeister, Franz Anton
Flötenkonzerte
Franz Anton Hoffmeister (1754-1812) gehörte zu den vielen in seiner Epoche durchaus bekannten Komponisten, die im heutigen Bewusstsein gänzlich im Schatten des klassischen Dreigestirns Haydn-Mozart-Beethoven stehen um nicht zu sagen: verschwunden sind. Dabei hat Hoffmeister selbst als Verleger (er war u.a. Mitgründer des Verlags Peters) dazu beigetragen, sie berühmt zu machen, war mit ihnen bekannt und befreundet.
Von seinen 70 Sinfonien, über 40 Streichquartetten, zahlreichen Instrumentalkonzerten und Kammermusikwerken sowie einigen Vokalkompositionen, die sich meist durch einen sehr eleganten, teils auch galanten Stil und eingängige Melodik auszeichnen, kennt man heute vor allem seine Duos für Flöten, die seit Langem zur Standardliteratur jedes Flötisten gehören. So erstaunt es besonders, dass die auf dieser CD ersteingespielten Flötenkonzerte Nr. 21 und Nr. 24, beide in D-Dur, so lange Zeit vergessen waren, denn es handelt sich hier um sehr ansprechende Musik, die stilistisch im Rokoko beheimatet ist, vielleicht am ehesten an Haydn erinnert, jedoch gefälliger, mit weniger Ecken und Kanten versehen ist, gut fassbare Themen aufweist und insgesamt sehr elegant, rund und harmonisch wirkt.
Bruno Meier und das ohne Dirigent mit etwa 35 Musikern spielende Prager Kammerorchester werden dieser Musik durchaus gerecht, wenn auch mit kleinen Abstrichen. Sie musizieren auf modernen Instrumenten, mit denen so manche Feinheiten der klassischen Musikpraxis naturgemäß nicht mehr umsetzbar sind etwa das Fingervibrato der klassischen Holzflöte, die ja auch auf D stand, nicht auf C wie die moderne Böhm-Flöte (Hoffmeister wusste wohl, warum er beide Konzerte und noch andere mehr! in D-Dur setzte). Doch dafür sind die modernen Instrumente lauter, glanzvoller und was bei dieser großen Orchesterbesetzung insbesondere der Flöte zugute kommt auch durchsetzungsfähiger.
Schade ist, dass die Violinen in dieser feinen Musik gerade in höheren Lagen häufig nicht ganz sauber zusammenspielen. Mitreißend wirkt der gute Bass-Impuls des Orchesters, der jedoch dadurch ein wenig abgeschwächt wird, dass die Musiker Akzente und rhetorische Figuren oft nicht deutlich genug ausspielen, womit sie viel potenzielle Wirkung verschenken. Dies ist auch ein Abstrich beim Solisten: Oft hätte vielleicht ein Quentchen Crescendo mehr auf einen harmonischen Zielpunkt hin oder eine noch etwas klarere Phrasierung die Sache für den Hörer noch interessanter gemacht; und gelegentlich wünschte man sich auch der Praxis der Zeit entsprechend noch eine Verzierung, die nicht in den Noten steht. Doch begeistert Meier andererseits durch große technische Souveränität, klangliche Brillanz, sein ausgezeichnetes Legato und seine gute Artikulation. Das Orchester spielt sehr gut zusammen, folgt dem Solisten höchst sensibel auch in feinsten dynamischen und agogischen Regungen; Übergänge und Ritardandi funktionieren mühelos.
Eine durchaus hörenswerte Aufnahme also, um interessantes neu-altes Repertoire kennen zu lernen.
Andrea Braun