Christian Strehk

Flensburg: Scharf geschnittene Klänge an der Endstation Sehnsucht

André Previns „A Streetcar Named Desire“ mit starken Darsteller:innen am Landestheater Schleswig-Holstein

Rubrik: Bericht
erschienen in: das Orchester 6/2023 , Seite 48

Mit dem Landestheater Schleswig-Holstein und seinen sehr verschiedenen Spielstätten ist Ingo Martin Stadtmüller als ehemaliger 1. Kapellmeister schon seit Jahren vertraut. Zu Saisonbeginn hat er von Kimbo Ishii das plötzlich vakante Amt des Generalmusikdirektors in Flensburg übernommen – und lässt aufhorchen.
Denn für die allemal anspruchsvolle Partitur einer der populärsten Opern der vergangenen 25 Jahre – André Previns Vertonung des Tennessee-Williams-Stücks A Streetcar Named Desire (Endstation Sehnsucht) – hat er mit zusätzlich angesetzten Proben den Schlüssel gefunden. Am zu Recht stark bejubelten Premierenabend ist das Schleswig-Holsteinische Sinfonieorchester unter seiner Leitung nämlich ein besonderer Aktivposten: Es packt die multistilistische Partitur wunderbar lustvoll direkt und angenehm ungeschönt von irgendwelchen Hollywood-Weichzeichnern an. Die markante Mixtur aus Gershwin und Richard Strauss, Strawinsky und John Adams, Dissonanz und Neoromantik, Klangfläche und Solo (etwa der Trompete) kommt hier sogar elektrisierender aus dem Graben als unter der Leitung des 2019 gestorbenen Komponisten und Dirigenten im Deutsche-Grammophon-Mitschnitt aus San Francisco.

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