Werke von Stamitz, Quantz, Sammartini und Mozart

Flautissimo!

Michael Martin Kofer (Flöte), Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim, Ltg. Timo Handschuh

Rubrik: CDs
Verlag/Label: K & K Verlagsanstalt KuK 118
erschienen in: das Orchester 12/2015 , Seite 78

Das südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim ist eines der wenigen seiner Art, bei dem die Musiker nicht nur für Projekte zusammen­kommen, sondern konstant und festangestellt zusammenspielen. Auf dieser CD hat dieser – in der Kernbesetzung nur aus 14 Musikern bestehende – Klangkörper den Mitschnitt eines Konzerts mit Sinfonien von Stamitz, Sammartini und Mozart sowie einem Flötenkonzert des Letzteren und einem von Quantz veröffentlicht. Und damit Repertoire gewählt, das dem hier freilich etwas größer besetzten Kammerorchester gut ansteht: Die Musik wirkt frisch und duftig mit gutem rhythmischen Impuls aus dem Bass. Im präzisen rhythmischen Zusammenspiel, der mühelos wirkenden Agogik, auch in den von Dirigent Timo Handschuh offenbar klar und schnörkellos gegebenen Übergängen erkennt man die Zeichen eines kontinuierlich zusammenspielenden Ensembles.
Obwohl das Ensemble über eine große dynamische Bandbreite verfügt, bleibt der Gesamteindruck immer recht schlank und durchsichtig, was vor allem an der Phrasierung liegt: Diese ist für einen auf modernen Instrumenten musizierenden Klangkörper außergewöhnlich klar und deutlich und wird von den Musikern stringent verfolgt, sodass man sich hier vielfach tatsächlich über eine gekonnte Umsetzung spätbarocker oder frühklassischer Rhetorik freuen kann. Darüber hinaus agieren die einzelnen Stimmgruppen in sich gut homogen, im Gesamtklang wohlausbalanciert und beweglich, obgleich stets warm und bruchlos. Schön zu hören auch der relativ sparsame Einsatz von Vibrato in den Streichern, der gleichfalls zum schlanken Bild beiträgt.
Kleine Probleme gibt es gelegentlich in der Intonation: Nicht immer spielen die Streicher in hohen Lagen perfekt sauber und zusammen; nicht immer ist auch die Flöte – gerade in lauten und hohen Passagen – cent-genau da, wo sie sein soll. Doch solcherart qualitative Einschränkungen sind natürlich auch eine vielleicht unvermeidliche Begleiterscheinung von Liveaufnahmen und beeinträchtigen den Hörgenuss in diesem Falle auch nur marginal.
Flötist Michael Martin Kofer agiert ebenfalls schlank, eher knapp phrasiert und beweglich. Dank dieser kurzen Phrasierung gelingen ihm auch virtuose Passagen schlierenfrei, die auf einer modernen Flöte sonst leicht zu dick und undurchsichtig geraten können, und dadurch harmoniert er ausgezeichnet mit dem Orchester. Sein Ton ist allerdings in hohen Lagen zwar stark, aber manchmal mit einem geradezu flatternden Vibrato belegt, das nicht sonderlich zum wohlfokussierten Orchesterklang passt, aber glücklicherweise in anderen Lagen nicht zu bemerken ist. Auch in der Tiefe vermag er sich dynamisch noch gut durchzusetzen, wobei der Ton hier manchmal selbst ein wenig kehlig wirkt. Doch insgesamt erfreut auch er mit rhetorisch wohlunterlegter Expressivität, schönen Spannungslinien und differenzierter Herangehensweise an die Musik.
Andrea Braun