Feuer Wasser Erde Luft
Eine Musik-Geschichte für große und kleine Kinder
Nein, auch die neue Rechtschreibung gestattet keinen Bindestrich: Es handelt sich hier also um eine Geschichte mit Musik, keine von der Musik. Sie ist locker gewoben und es geht um die vier Elemente, deren lebendige Existenz von weiten, naturfernen Kreisen unserer Kids, die bekanntlich alle Kühe für lila halten, nicht mehr erlebt werden. Allerdings, so steht zu befürchten, werden diese Kinder auch mit einer medial vermittelten Naturhaftigkeit, wie sie diese CD transportiert, eher nicht in Berührung kommen. Die Dramaturgie des Hör-Spiels stammt aus der Welt der Kasperbude, wenn es die denn noch gibt.
Das Treffen von Feuer, Wasser, Erde und Luft auf einer Waldlichtung weit weg von jedem Dorf und jeder Stadt wurde dem Erzähler so denn auch von einem schlauen Fuchs und einem stacheligen Igel verraten. Der junge Hörer wird mit vielen Du, mit direkter Ansprache quasi zum beobachtenden Komplizen gemacht. Der Gefahr des Anbiederns entgeht man mit solch kindgerechten Mitteln allerdings nicht immer. Dass der kindliche Hörer bei manchen an ihn gerichteten Fragen gar nicht so schnell nein rufen kann, wie er vielleicht möchte, weil man ihm auf der CD zuvorkommt, liegt in der Natur der Sache.
Da wird man gewahr, dass diese Musik-Geschichte vom Ensemble Confettissimo ursprünglich als ein Stück Musiktheater, also für den direkten Kontakt zu den Kindern, konzipiert war und aus dieser lebendigen Direktheit auch einen Großteil seiner Wirkung beziehen wird. Die CD wendet sich an die Kleineren, an Kindergarten- und Grundschulkinder. Co-Rezensentin Marie (12 Jahre) tippte sofort richtig (Ich würde sagen, es ist eher ein Hörspiel für Kleinere, ab vier Jahre), hatte aber trotzdem großes Gefallen: Es sind schöne Lieder zwischen den Erzählungen. Was Marie vermisste, war eine größere Vielfalt des Instrumentariums: nicht nur Oboe und Saxofon. Beim Instrumentarium muss sich auch der Hauptrezensent dringend zu Wort melden. Dass man gerade bei Händels Lascia chio pianga, das zur Illustration der Zeit des prachtvollen Kerzenleuchterlichts dient, zur Singstimme ein Digitalpiano erklingen lässt, ist ein eklatanter Widerspruch zur an sich doch gegenwärtigen Idee von Natur. Gab es da keinen Knopf für harpsichord? Wenn schon Unnatur, dann doch wenigstens musikgeschichtlich annähernd richtig.
Die Musik zwischen den Hörspielszenen ist trotz des beschränkten Instrumentariums recht vielfältig, reicht von der Alten Musik über Folklore bis zu jazzinspirierten Stücken. Sie kann Anregungen geben (Streichholzschachtel-Percussion), das afrikanische Siyahamba verführt zum Selbstsingen. Sie vermag zu illustrieren, auch zu malen, wenn etwa die Oboe die Flammen züngeln lässt. Sie ist gefällig, einige kindgemäße Ecken und Kanten hätte sie ruhig haben können, auch um der Rauheit der Natur zu genügen. Das manchmal sich einer gewissen tümelnden Naturhaftigkeit bedienende Timbre besonders der Frauenstimmen genügt dem nicht.
Günter Matysiak