Davies, Peter Maxwell

Fanfare for Carinthia

für 4 Trompeten, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2004
erschienen in: das Orchester 01/2005 , Seite 84

Seit François Georges Auguste Dauverné (1799-1869) haben Komponisten Stücke für die

Naturtrompete geschrieben. Ein Grund war wohl, dieses Instrument nicht nur auf die Barockmusik zu fixieren. Wie schon Dauverné gezeigt hat, ist es durchaus möglich, romantische Harmonien bei geschickter Zusammenstellung von Naturtrompeten unterschiedlicher Stimmung zu realisieren.

Peter Maxwell Davies hat nun versucht, auf gleiche Weise die Tradition und die zeitgenössische Musik in Einklang zu bringen. Durch die Besetzung von Naturtrompeten unterschiedlicher Stimmung (C, D, B) ist es möglich, fast alle gewünschten Klänge zu erzeugen. So beginnt Telos 135 mit einem sehr reizvollen bitonalen Klangteppich, wobei die vier Trompeten in zwei Gruppen miteinander kommunizieren. Das nachfolgende Allegro beginnt zunächst tonal mit zwei Trompeten, nach fünf Takten lösen die dritte und vierte Trompete die ersten beiden mit chromatischen Intervallen ab. Dabei erklingt hier zum ersten Mal der Tritonus, den die später einsetzenden Kesselpauken als Fundament liefern. In der raffinierten Rhythmik erkennt man nun auch hier und

da Strukturen der traditionellen Trompetenmusik. Später verschmelzen die vier Trompeten zu einem rhythmisch sehr interessanten Klangereignis, das bis zum letzten Takt von Spannung gezeichnet ist.

Die Fanfare for Carinthia beginnt, wie nicht anders zu erwarten, natürlich nicht wie eine Fanfare im üblichen Sinne. Auch hier steht am Anfang eine langsame Einleitung (Largo), wobei ebenfalls die vier Trompeten (Stimmung: F, D, C, B) in zwei Gruppen aufgeteilt sind. Die Sekunde ist hier ein häufig wiederkehrendes Intervall, die anklingende Dur-Moll-Tonalität wird dadurch immer wieder aufgelöst. Nach dieser ruhigen Einleitung beginnen die ersten beiden Trompeten eine traditionelle Fanfare, doch die Antwort der dritten und vierten Trompete rücken das Stück gleich wieder in das 21. Jahrhundert. Synkopiert verzahnte Fanfarenmotive treiben dann zu einem furiosen Ende.

Beide Kompositionen sind eine interessante Herausforderung für Virtuosen auf der Naturtrompete. Maxwell Davies hat mit diesen Stücken die Möglichkeiten der Naturtrompete erweitert. Natürlich sind beide Stücke auch auf Ventilinstrumenten zu spielen, nur verlieren sie dann ihren speziellen Klang.

Michael Schmidt