Seibold, Wolfgang
Familie, Freunde, Zeitgenossen
Die Widmungsträger der Schumannschen Werke
Schumann und seine Widmungsträger ein wichtiges Thema, ein interessantes Thema, beleuchtet es doch auf ganz eigene Weise das historische Umfeld des Komponisten, der insgesamt 75 Werke 70 Personen und Institutionen zueignete. Ein kleines Lexikon legt Wolfgang Seibold als Sonderband 5 der renommierten Schumann-Studien vor, und der Erscheinungsort steht so auch zugleich für herausragende Kompetenz und langjährige Auseinandersetzung mit der Materie.
Das Lexikon ist alphabetisch aufgebaut, im Anhang finden sich Konkordanzen der Widmungszuordnungen nach Opuszahl und in chronologischer Ordnung. Die kurze Einleitung beschränkt sich wohltuend auf eine kurze Auffächerung der einzelnen Empfängergruppen (Familie, enge Freunde, [nicht enge] Freunde, Bekannte und Zeitgenossen; separat werden auch Dichter und Musiker aufgelistet). Jeder Lexikoneintrag besteht aus drei Teilen einer Frontseite mit Abbildung, einem jeweils eine Seite langen kurzen biografischen Abriss und einer umfassenderen Erläuterung über die spezifische Beziehung der Persönlichkeiten zu Robert (und Clara) Schumann. Naturgemäß war Beschränkung vonnöten, doch diese beeinträchtigt keineswegs das Lesevergnügen durch die reichhaltige Nutzung von Zitaten wird die Materie derart verlebendigt, dass selbst die teilweise umständlichen Quellenangaben nicht stören. Nach den Lexikoneintragungen folgt ein erfreulich pointierter kurzer Ausklang mit der Frage: Wer erhielt keine Widmung?
Der Band ist ausgesprochen reichhaltig illustriert, mit Titelblättern der Erstausgaben oder Manuskripte ebenso wie (so vorhanden) Abbildungen der Widmungsträger ein wahrer Schatz an Bildmaterial wird hier ausgebreitet, inklusive einem 16-seitigen Farbabbildungsteil. Umso betrüblicher ist es, dass nicht alle Reproduktionen von gleich hoher Qualität sind; insbesondere sind die Abbildungen einiger Widmungsträger unscharf oder verwaschen.
Auch ein nochmaliges Lektorat wäre vor Drucklegung nicht ganz verkehrt gewesen die Mischung von neuer Rechtschreibung (Geleitwort von Gerd Nauhaus) und unentschiedenem Deutsch des Autors (Schumannsche, frug) ist ein gewisses Manko. Es beeinträchtigt den Informationswert des Bandes in Sachen Schumann-Bezug auch keineswegs, dass offenbar bei den Lebensläufen der einzelnen Persönlichkeiten keine völlige Vereinheitlichung angestrebt wurde (zahlreiche Doktortitel von Widmungsträgern scheinen zu fehlen, bei William Sterndale Bennett hingegen liest man Sir Dr., was nicht nur zu Schumanns Lebzeiten unzutreffend war, sondern auch im Englischen durchaus unüblich ist entweder Sir oder Dr.).
Insgesamt ein erfreuliches, ein wichtiges Buch, dem man in einigen Jahren eine digitale Datenbankversion im Internet wünscht, damit Platzbeschränkungen der Vergangenheit angehören.
Jürgen Schaarwächter