Eulenburg Audio + Score

Wolfgang Amadeus Mozart: Symphony No. 41 in C-Dur "Jupiter" / Johann Sebastian Bach: Brandenburg Concertos Nos. 1-3/4-6, Urtext / Robert Schumann: Piano Concerto in a-Moll op. 54, Urtext / George Bizet: L’Arlésienne. Suites Nos. 1 and 2, Urtext

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Eulenburg, Mainz 2006
erschienen in: das Orchester 03/2007 , Seite 82

Eulenburg hat eine neue Reihe aufgelegt: Studienpartitur inklusive CD, neuhochdeutsch „Audio + Score“ genannt. Diese Reihe versammelt – so der Klappentext – „The Orchestral World’s Treasures“ und umfasst „Große Meisterwerke in 50 Ausgaben“. Sicherlich haben die Herausgeber Hitlisten der meistgespielten Orchesterwerke konsultiert und sich der unangenehmen Entscheidung gestellt, welche Werke (vorerst?) nicht zu den Schätzen in dieser Reihe gehören dürfen. Die ersten fünf Bände sind im September 2006 erschienen, monatlich sind drei neue Bände der Reihe geplant.
Bei einem Blick in die Ausgaben von Bachs Brandenburgischen Konzerten, Schumanns Klavierkonzert, Mozarts Jupiter-Sinfonie und Bizets Arlésienne-Suiten 1 und 2 zeigt sich ein einheitliches Bild. Das Notenbild ist klar und im Vergleich zu den alten Ausgaben der Eulenburg’schen Studienpartituren größer und besser lesbar. Editorisch überwiegen Urtextausgaben. Eine wissenschaftlich-kritische Ausgabe hat man im Falle von Schumanns Klavierkonzert verwendet. Oft liest man allerdings den Quellenverweis auf die eigene von Eulenburg edierte Reihe ETP. Jede Ausgabe enthält einführende Texte zur Entstehung der jeweiligen Werke, Wissenswertes über biografische Hintergründe sowie kurze Werkanalysen. Die haben in der Regel das Niveau der guten Konzertführerliteratur.
Die beigelegten CDs sind Aufnahmen aus dem Hause Naxos. Es wird auf dem hinteren Umschlag eigens betont, dass das ganze in der Partitur gedruckte Werk auch in voller Länge auf der CD ist! Unter CD-Sammlern ließe sich ohnehin trefflich darüber streiten, ob es sich hier in jedem Fall um „Referenzaufnahmen“ handelt. Die silbernen Scheiben selbst findet man beinahe erdbebenfest in Plastikfolie verpackt im Inneren der hinteren Umschlagseite. Die Folie ist mühsam aufzuschneiden, dafür aber auch danach nicht mehr verschließbar. Und nur im Vorspann steht, dass das Copyright der Einspielungen bei Naxos liegt. Folgerichtig sind auch nur auf der CD selbst Orchester, Solisten und Dirigenten notiert. Eine Trackliste mit Zeiten oder weitere Informationen zur CD sucht man vergeblich.
Die Selbstdarstellung im Internet klingt so: Audio+Score „hilft Ihnen, die schönsten Orchesterwerke der klassischen Musik zu verstehen, zu begreifen und zu interpretieren und vermittelt Ihnen so neue musikalische Perspektiven“. Was ist also von der Edition zu halten? Vermittelt sie wirklich neue musikalische Perspektiven? Wer ist angesprochen? Wer interpretiert?
Audio+Score richtet sich eher an ambitionierte Konzertbesucher, die gern in Noten verfolgen möchten, was sie im Sinfoniekonzert zu hören bekommen, wenn die beliebten Klassiker einmal mehr auf dem Programm stehen. Mit dem unschlagbar günstigen Preis von 9,95 Euro pro Band spart man außerdem das Geld für eine CD.
Von Johannes Brahms – in den „Treasures“ vertreten mit seinen Sinfonien Nr. 3 und 4 sowie mit dem Violinkonzert und dem 2. Klavierkonzert – stammt ein Bonmot über die schönste Aufführung des Don Giovanni: Das sei nämlich die, die er in der Partitur lese…
Gernot Wojnarowicz