Hausmann, Andrea / Laura Murzik (Hg.)

Erfolgsfaktor Mitarbeiter

Wirksames Personalmanagement für Kulturbetriebe

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Springer VS, Wiesbaden 2012
erschienen in: das Orchester 02/2013 , Seite 58

Warum benötigen Kulturbetriebe anderes Personalmanagement als Betriebe wie – nehmen wir einmal an – Henkel oder Mercedes? Was ist in dieser Branche so anders, dass die herkömmlichen Ratgeber hier nicht weiterhelfen? Diesen Fragen wurde im Dezember 2011 auf dem 3. Viadrina Kulturmanagement Symposium nachgegangen. Es wurde unter dem Titel Der Mitarbeiter als Erfolgsfaktor für Kulturbetriebe veranstaltet von der Professur für Kulturmanagement an der Europa-Universität Viadrina in Zusammenarbeit mit der Stiftung Berliner Philharmoniker.
Das vorliegende Buch ist eine Sammlung, in der die Ergebnisse dieser Tagung und die Vorträge in 15 Kapiteln zusammengefasst werden. Referenten bzw. die Buchautoren sind in der Mehrzahl Wirtschaftswissenschaftler, gefolgt von Juristen. Erst dann folgen statistisch gesehen die Kulturmanager – dies betrifft allerdings nur die Ausbildung. Das heißt ja nicht, dass ein Jurist kein Theater leiten kann.
Damit ist klar, wo der Schwerpunkt liegt: die wirtschaftliche Betrachtungsweise des Themas, allerdings immer unter Berücksichtigung des Aspekts, wie die Ressourcen zu optimieren sind. Ist das nun schlecht? Oder öffnet es nicht vielmehr die Augen für Probleme, die man als „klassisch“ ausgebildeter Kulturmanager gar nicht sieht? Tatsache ist, dass dem Personalmanagement in Kulturbetrieben noch lange nicht so viel Aufmerksamkeit gewidmet wird, wie es in anderen Branchen üblich ist. Hiermit ist auch die eingangs gestellte Frage beantwortet: Kulturbetriebe benötigen kein anderes Personalmanagement, sondern sie benötigen überhaupt erst mal eines.
Mitarbeiter von Kulturbetrieben weisen eine enorme Heterogenität auf, die Anforderungen – zum Beispiel bei den Arbeitszeiten – sind deutlich anders als in anderen Branchen, und diese Variabilität gilt es unter
einen Hut zu bekommen. Dieses Buch ist kein „Ratgeber“, sondern eine gründliche Analyse des Status quo, die man jedem, der in der Kulturarbeit etwas Positives bewirken will, nur empfehlen kann. Von Diversity-Mana­gement über den Prozess der Personalwahl bis zur Personalentwicklung reichen die Themen, die Beziehungen Ehrenamts- und Personalmanagement werden ebenso analysiert wie die Rolle des Personalmanagements in Kultureinrichtungen. Ein sozusagen „lebendes“ Beispiel für ein funktionierendes Personalwesen in der Realität gibt Michael Drautz, seit Herbst 1998 Geschäftsführer des Festspielhauses Baden-Baden, mit 2500 Sitzplätzen das größte deutsche Opernhaus. Er stellt sein Haus vor, in dem Qualitätsmanagment kein Fremdwort ist, was sich nicht zuletzt auch in den Besucherzahlen niederschlägt.
In Zeiten, in denen überall gekürzt wird, ist es Zeit, das Personalwesen in seiner betriebswirtschaftlichen Funktion zu sehen und das Potenzial der Mitarbeiter voll auszuschöpfen.
Sibylle Wähnert