Trumpf, Klaus

Ein Kontrabass reist um die Welt

Erlebte Geschichte(n) eines Musikers

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Book on Demand, Norderstedt 2014
erschienen in: das Orchester 06/2015 , Seite 71

Er habe, so Klaus Trumpf in der kurzen Vorrede, sein Buch in der Absicht verfasst, damit „einen Einblick in die Vielfalt eines Instruments zu geben, welches zwar wahrgenommen, aber nur am Rande beachtet wird“. Dieses Paradoxon versucht der Autor aufzulösen, indem er sein Leben als weltweit aktiver Kontrabassist und Lehrer ausbreitet: Beginnend mit seiner Jugend in der DDR und dem Beginn des Kontrabassunterrichts mit 14 Jahren, führt Trumpf den Leser den Weg entlang zur professionellen Vorbereitung auf den Musikerberuf bis hin zum Probespiel bei der Staatskapelle Berlin, in der er schließlich im Alter von 19 Jahren eine feste Stelle antritt.
Schon hier mag man bedauern, dass die Ausführungen oft sehr skizzenhaft sind und gerade der interessante Bereich zu den näheren Umständen der Musikerausbildung in der DDR zu kurz kommt. Immerhin wird das Bild etwas deutlicher, wenn Trumpf über seine eigene Arbeit als Lehrer und die dem Dozenten abverlangte politische Nebentätigkeit – die Erziehung zur politischen Meinungsbildung – referiert. Darüber hinaus beschreibt er, wie sich das Privatleben in der DDR gestaltete, welche Vergünstigungen sich hierbei für Künstler ergaben und wie er dann 1989 nach seiner Mitwirkung bei den Bayreuther Festspielen den Entschluss fasst, nicht mehr in die DDR zurückzukehren, was auch einen völligen künstlerischen Neubeginn nach sich zieht. Darüber hinaus ergänzt noch der Blick auf Trumpfs Einsatz für Leben und Schaffen des Komponisten und Kontrabassisten Johann Matthias Sperger (1750-1812) das Bild eines dem Kontrabass mit Leib und Seele verschriebenen Künstlers.
Dass dem Buch dennoch ein narrativer Bogen fehlt, liegt an der Kurzatmigkeit des Erzählens, das allzu rasch von einem Thema zum nächsten springt. Am liebsten verweilt der Autor – unterstützt durch zahlreiche Fotografien – bei den vielen Tourneen, Konzertreisen, Aufführungen, Meisterklassen und Wettbewerben, die sein künstlerisches Leben bestimmt haben. Dass deren Schilderungen den weitaus größten Teil des Bandes einnehmen, verdankt sich der quasi- enzyklopädischen Genauigkeit, mit der Trumpf die Ereignissen berichtet, indem er häufige Namensnennungen mit privaten Notizen und immer wieder ähnlich lautenden Beschreibungen von interpretatorischen Leistungen verbindet.
Auf Dauer ist dies ziemlich ermüdend, zumal der Anhang mit 100 Seiten voller Teilnehmerlisten, Konzertprogrammen und Zeitungsausschnitten diese Kapitel noch einmal verdoppelt und der Verweis auf die entsprechenden Dokumente in vielen Fällen vollauf genügt hätte. Als weiteres Erschwernis kommt bei der Lektüre noch der mit Superlativen, Ausrufezeichen und rhetorischen Fragen gesättigte Schreibstil hinzu, der, zusätzlich durchsetzt von manchmal allzu lehrhaft eingestreuten lexikalischen Informationen (etwa zur Geschichte des Berliner Konzerthauses oder zu den besuchten Ländern), den Lesefluss erheblich stört.
Stefan Drees