Johannes Brahms

Ein deutsches Requiem op. 45

Miku Yasukawa (Sopran), Jochen Kupfer (Bassbariton), Bach Collegium Japan, Ltg. Masaaki Suzuki

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: BIS
erschienen in: das Orchester 12/2025 , Seite 71

Bei dem Label BIS Records ist eine neue Aufnahme von Johannes Brahms’ Ein deutsches Requiem erschienen. Entstanden in den Jahren 1865 bis 1868 hat das Werk seinen Schöpfer mit einem Schlag bekannt gemacht. Brahms komponierte es in einer Zeit großer persönlicher Trauer: Im Jahre 1865 war seine Mutter gestorben, die er sehr liebte. Unter dem Eindruck ihres Todes wählte er die Texte aus, die nicht dem konventionellen liturgischen Duktus eines herkömmlichen Requiems folgen, sondern in erster Linie dafür gedacht sind, Trost und Hoffnung für die Lebenden zu spenden. In dieser Feier des Lebens für die Hinterbliebenen unterscheidet sich Brahms’ Ein deutsches Requiem grundsätzlich von den Requien beispielsweise Mozarts und Verdis. Nach ­eigener Aussage kam es Brahms zuvorderst darauf an, die Texte nicht nur für die Deutschen, sondern für die Menschheit im Allgemeinen zu gestalten. Mit dieser Intention traf der Komponist dann auch voll ins Schwarze. Das Werk war bereits nach seiner Bremer Uraufführung im Jahre 1868 ein voller Erfolg und gilt bis heute als eines der bedeutendsten Erzeugnisse der romantischen Chormusik.
Dieser Bedeutung des Deutschen Requiems ist sich Masaaki Suzuki, der Dirigent der vorliegenden Aufnahme, voll bewusst. Im Gegensatz zu vielen anderen Dirigenten des Stücks wählt er eine etwas andere Herangehensweise an Brahms’ Partitur. Seine Auffassung des Werks ist keine schwere und wuchtig-pathetische. Vielmehr intendiert er eine sehr weiche, durchsichtige und getragene Interpretation der Musik mit starkem kammermusikalischen Einschlag. Ferner zeichnet sich sein Dirigat durch eine vorbildliche Transparenz sowie ein hohes Maß an schönen Nuancierungen aus. Feine Schattierungen und vielfältige dynamische Abstufungen tun ein Übriges, Suzukis Interpretation abwechslungsreich und interessant erscheinen zu lassen. Das Bach Collegium Japan setzt die Intentionen des Dirigenten perfekt und mit großem Einfühlungsvermögen um. Dabei wird das Ganze – ganz in Einklang mit den Absichten von Brahms – nicht zu einer Trauermusik. Der gebetsartige Charakter des Werks steht im Vordergrund. Den vermag neben dem Orchester insbesondere der prächtig, differenziert und verinnerlicht singende Chor trefflich zu vermitteln. Nun zu den Sänger:innen: Miku Yasukawa singt ihren Part sehr leise und mit großer Emotionalität. Indes mangelt es ihr an einer vorbildlichen italienischen Gesangstechnik. Jochen Kupfer gibt mit gut fokussierter, sonorer und profunder Stimme die Bariton-Partie, die er zudem durch eine gefühlvolle Tongebung vorbildlich auslotet.
Ludwig Steinbach

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