Hiller, Wilfried

Duetti amorosi

nach den Metamorphosen des Ovid für zwei Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass, Klarinette, Fagott und Horn (auch Alphorn), Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2014
erschienen in: das Orchester 07-08/2014 , Seite 75

> Werke für die Bühne haben Wilfried Hiller bekannt und bei jungen und älteren Zuhörern beliebt gemacht. Sie nehmen in seinem Schaffen auch vom Umfang her die prominenteste Position ein – und selbst in so manch instrumentalem Werk scheint die Bühne nicht gar so fern zu sein.
Dass es sich bei Hillers Duetti amorosi mehr oder minder um ein Bühnenwerk handelt, wird bei einem Blick in die Partitur schon vor der ersten Notenseite klar: Dort gibt der Komponist klare Anweisungen zur Aufstellung der acht Musiker. Diese müssen sich um das Publikum herum gruppieren und ermöglichen so einen „Surround Sound“ der besonderen Art.
Und wie schon die Aufstellung der Instrumentalisten vermuten lässt, so hat auch das 1999 als Auftragswerk des „ensemble acht“ enstandene Oktett von Wilfried Hiller als solches wenig gemein mit „absoluter“ Kammermusik. Schuberts himmlische Oktett-Längen sind fern, dafür dürfen sich Klarinette, Horn, Fagott und die fünf Streicher in die Ovid’schen Sagengestalten verwandeln und sich jeweils in Zweiergruppen mehr oder
weniger überzeugend (oder überzeugt) ihre Liebe gestehen bzw. von die-
ser singen. In drei von sechs Sätzen geschieht das jeweils begleitet vom
Ensemble, in der anderen Hälfte sind die Duettierenden mit ihren Instrumenten und ihrer Liebe allein.
Kurzweilig und virtuos, auf knappem Raum und mit viel instrumentaler Raffinesse duettieren Violine und Kontrabass (als Atalanta und Hippomenes), die beiden Violinen (Jupiter und Callisto), Viola und Cello (Iphis und Janthe) oder Klarinette und Fagott als Pan und Syrinx. Nur Polyphem ist die „Angebetete“ Galathea instrumental abhanden gekommen – er wird, zunächst ganz auf sich allein gestellt, vom auf das Alphorn wechselnden Hornisten zu klingender Größe gebracht; später begleitet den hochvirtuosen, mit einem großen Augenzwinkern daherkommenden Naturton-Gesang des Alphorns ein bewegter Klanggrund des Streichquartetts.
Wilfried Hiller gelingt es, den bekannten Metamorphosen von Ovid, deren Inhalte heute gleichwohl kaum mehr Allgemeingut sind, prägnante musikalische Züge zu verleihen. Die Aufführenden und das Publikum werden ihren Spaß haben an einer Musik, die zugleich ideenreich und kurzweilig daherkommt. Und obwohl die Virtuosität der drei Bläser und fünf Streicher in der Umsetzung der literarischen Vorlage durchaus eine hervorgehobene Rolle spielt, bleibt das handfest-musikantische Element auch in diesem Oktett Wilfried Hillers nie auf der Strecke.
Daniel Knödler