Linde, Hans-Peter
Drei Stücke für Tuba in B und Klavier
Die B-Tuba-Sonate von Paul Hindemith ist jedem Tubisten bekannt. Doch wirklich ansprechende Konzertsonaten für die tiefe Tuba sind rar. Diesen Gedanken hatte wahrscheinlich auch Dieter Meschke vom Gewandhausorchester Leipzig, als er das Stück anregte. Das einzig Bedauerliche ist, dass es zwar bereits 1966 komponiert wurde, aber erst jetzt in einer revidierten Fassung erscheint. Die Drei Stücke sind exzellent instrumentengerecht für die B-Tuba komponiert. Man sieht den Tubisten Meschke in Gedanken während des Entstehungsprozesses förmlich hinter dem Komponisten stehen.
Der Musiker und Komponist Hans-Peter Linde war von 1962 bis 2002 als Cellist Mitglied des Gewandhausorchesters. Seit seinem Studium ist er gleichermaßen instrumentalpraktisch und kompositorisch aktiv. Eine Vielzahl seiner Werke ist Musik für den Instrumentalunterricht, darüber hinaus gibt es Kammermusik-, Vokal- und Orchesterwerke. Neben seinen vielseitigen Aktivitäten ist der Musiker außerdem als Gambist tätig.
Sein Konzertstück für B-Tuba und Klavier bietet nicht nur die Chance, die klanglichen Reize der Basstuba vorteilhaft zum Strahlen zu bringen, sondern schafft es auch, Anspruch und Spielfreude glücklich zusammenzuführen. Die Obertonreihe ist die natürliche Quelle für den Tonvorrat und von Intervallbildungen, die man in diesen Stücken vorfindet. Neben reiner Dur-Moll-Harmonik werden ebenso modale Elemente einbezogen. Didaktische Absichten bestimmen auch die melodische Gestaltung der Stücke. Die Intrada trainiert die Atemführung für ein klangvolles Legatospiel. Staccato und Portato werden in angemessener Geschwindigkeit gefordert, die den Möglichkeiten des Stoßes im mittleren Schwierigkeitsgrad entspricht. Eine homogene Tonbildung in den unterschiedlichen Klangregistern ist Konzeption für dieses erste Stück.
Das zweite Stück Unruhe möchte mit seinen kniffligen Taktwechseln im Zusammenspiel mit dem Klavier die rhythmische Sicherheit, aber auch die dynamischen Abstufungen in der Tonbildung fördern. Die abschließende Burleske lässt ausgelassenem Musikantentum freien Lauf. Die Ventiltechnik kommt ebenso zur Geltung wie die der Tuba eigenen humorvollen Klangeffekte. Die Klänge des Begleitinstruments bringen harmonische Strukturen, die aus dem Dreiklang, wie Mehrklänge aus Terzschichtungen, Septakkorde einbezogen, oder der Pentatonik bzw. Quartschichtungsharmonik abgeleitet sind.
Obwohl die Stücke auf der F-Tuba leichter spielbar sind, werden hier gezielt die Eigenschaften der tiefen Tuba herausgefordert: wuchtige Beweglichkeit in der Intrada, tänzelnd-klangvolle Lyrik in Unruhe und ein derb-humoriger Charakter in der Burleske. Eine Komposition mit Potenzial zum Klassiker!
Juliane Bally