Marco Frei
DOPPELJUBILÄUM
Vor 40 Jahren gründete Iván Fischer das Budapest Festival Orchestra. Mit dem Klangkörper realisiert er seit fünf Jahren das Opernfestival in Vicenza
Wenn man Iván Fischer um eine Zwischenbilanz des bislang Erreichten bittet, wird er fast philosophisch: „Es gibt kein Ziel. Der Weg ist das Ziel. Es ist nicht so, dass die Erneuerung des Orchesters und der Oper zu einem Ziel führt, das definiert ist. Ich probiere, beide zu befreien. Das Orchester muss man vom Beamtentum befreien, die Oper von der zweiköpfigen Schizophrenie. Dabei entstehen Produktionen, die immer schöner werden. Das ist der Weg.“
Was zunächst kryptisch wirkt, beschreibt das Sein und Wollen des 1951 in Budapest geborenen Dirigenten ziemlich gut. Da ist die „zweiköpfige Schizophrenie“ im Opernbetrieb: „Ich könnte das wunderbar in eine Karikatur zeichnen“, sagt Fischer. „Das eine ist ein konservativer Kopf, der Dirigent als Hohepriester. Er sorgt dafür, dass man der Bibel folgt. Der andere ist der moderne Regisseur. Er sorgt dafür, dass auch junge Leute in die Oper kommen. Beide ziehen das Ganze in zwei unterschiedliche Richtungen. Mich interessiert die Einheit von Musik und Theater, wie es schon die alten Griechen lebten.“
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