Werke von Beethoven, von Weber, Kalliwoda, Mozart und Doppler

Donaufahrt

Rie Koyama (Fagott), Clemens Müller (Klavier)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin Gen 15334
erschienen in: das Orchester 06/2015 , Seite 82

Nach ihrer Debüt-CD mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester hat die junge Fagottistin Rie Koyama nun mit ihrem Begleiter Clemens Müller auf hohem Niveau eine gelungene Duo-Einspielung veröffentlicht, mit Originalwerken und mit stimmigen Bearbeitungen. Beginnend mit der Sonate F-Dur op. 17 von Ludwig van Beethoven – im Original für Horn und Klavier – eröffnet dieses mitreißende Werk dem Zuhörer eine interessante Wandlungsfähigkeit des Originalklangs durch eine überzeugende Klangrede des Fagotts. Übrigens fertigte selbst Beethoven schon kurz nach der Uraufführung dieser Komposition mit dem Hornvirtuosen Johann Wenzel Stich eine alternative Fassung für Violoncello. Auch Carl Maria von Webers Andante e Rondo ongarese hat eine ähnliche instrumentale Wandlung erfahren. Zunächst 1809 für Viola und Orchester geschrieben, wurde das Werk vom Komponisten für das Fagott umgeschrieben – „gänzlich umgeschmolzen“.
Bei Mozarts Violinsonate G-Dur KV 379 setzt sich dieser Austausch des Soloinstruments zugunsten des Fagotts in sinnvoller Weise fort. Sicher werden sich auch hierbei die Urtextpuristen zu Wort melden und diese angebliche Verballhornung beklagen. Vielleicht wäre Mozart aber sogar begeistert von dem musikalischen Zusammenspiel dieser feinen und überzeugenden kammermusikalischen Partnerschaft und diesen klangschönen Fagotttönen.
Franz Dopplers Fantaisie Pastorale Hongroise op. 26 für Flöte und Orchester (1870) entdeckt an Stelle der Soloflöte als ebenso virtuoses und ausdruckstarkes Pendant in absolut gleichwertiger, solistischer Manier das Fagott. Tatsächlich gibt es noch als Ersteinspielung das Morceau de Salon op. 230 für Fagott und Klavier von Johann Wenzel Kalliwoda als Originalkomposition zu entdecken. Ein Werk, das vor allen Dingen die Eleganz der Phrasierung und die Feinheiten einer freien gesanglichen Gestaltung ermöglicht.
Bei der 1991 geborenen Fagottistin Rie Koyama handelt es sich um eine hochbegabte und vielfach ausgezeichnete Musikerin. Sie gewann u.a. den Deutschen Musikwettbewerb sowie den Deutschen Musikhochschulwettbewerb und war im Jahr 2013 Preisträgerin des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD. Auch ihr kongenialer Klavierpartner ist vielseitig als Solist, Liedbegleiter und Kammermusikspieler hervorgetreten und ist Preisträger renommierter Wettbewerbe, u.a. des Deutschen Musikwettbewerbs und des Deutschen  Musikhochschulwettbewerbs. Sicher lebt diese gelungene Einspielung von der Gleichwertigkeit einer überzeugenden instrumentalen und künstlerischen Gestaltung, einer soliden Einstudierung im Zusammenspiel und zusätzlich von einer eloquenten Begleitung. Die geschmackvolle Tongebung und die ausdrucksvolle Rhetorik der Fagottistin eröffnen zusätzlich eine farbenreiche Klangrede, die es lohnt, diese Einspielung zu hören.
Alfred Rinderspacher