Richard Strauss
Don Juan/Macbeth/Tod und Verklärung
Badische Staatskapelle, Ltg. Georg Fritzsch
Die Musik von Richard Strauss hat im Repertoire der Badischen Staatskapelle Karlsruhe schon immer einen hohen Stellenwert eingenommen, egal ob in der Oper oder auf dem Konzertpodium. Daran hat sich auch seit dem Amtsantritt von Georg Fritzsch, seit 2020/21 Generalmusikdirektor in Karlsruhe, nichts geändert. Im Gegenteil: Schon in seinem ersten Sinfoniekonzert als Karlsruher GMD wollte Fritzsch die Alpensinfonie von Strauss dirigieren, die Corona-Restriktionen verhinderten es. 2023 war es dann so weit und ein Mitschnitt der Alpensinfonie wurde bald darauf als erste Folge der Edition Badische Staatskapelle veröffentlicht (siehe auch das Orchester 12/2023). Nach Reger und Bruckner kehrt diese CD der verdienstvollen Edition wieder zu Strauss zurück. Mit Don Juan und Tod und Verklärung stehen zwei seiner äußerst populären und oftmals eingespielten Tondichtungen auf dem Programm, dazu kommt Macbeth, die erste Tondichtung von Strauss.
Mit ihr tat sich der junge Komponist schwer; drei Fassungen benötigte er, um Shakespeares blutrünstige Tragödie in Töne zu gießen. Die Endfassung, 1892 uraufgeführt, liegt bei Fritzsch und der Badischen Staatskapelle mit diesem gut aufgenommenen Livemitschnitt in guten Händen. Dass Macbeth im Gegensatz zu den anderen Tondichtungen von Strauss im Konzertsaal selten zu erleben ist, mag an der gegenüber Don Juan weniger prägnanten Themenformulierung liegen. Fritzsch und die souveräne Badische Staatskapelle bieten dennoch eine den Spannungsbogen haltende, die Düsternis des Werks differenziert auslotende Interpretation, die den Hörer in ihren Bann ziehen kann.
Der emphatisch auffahrende, kraftstrotzende Tonfall von Don Juan überzeugt aber nicht nur dank der Blechbläser der Staatskapelle auf beachtlichem Niveau. Fritzsch findet eine überzeugende Balance zwischen der Aufbruchs- und der Endzeitstimmung, die den weiten Bogen des Werks bilden. Mit im besten Sinne kapellmeisterlicher Genauigkeit steuert er durch die vielschichtige Partitur – vertrauend auf die hervorragenden ersten Pulte, das kräftige, aber nie grell klingende Blech, die fein abgetönten Holzbläser oder das aufgefächerte Streichpanorama seines Orchesters.
Auf vergleichbar hohem Niveau musiziert die Staatskapelle auch Tod und Verklärung: Ausdrucksstark die Soli des Konzertmeisters, überzeugend Fritzsch und sein Orchester in einer die Komposition nicht metaphysisch überhöhenden Sicht. Aus der genauen Partiturexegese folgt eine schlüssige Interpretation, die auch ohne die Kenntnis eines (nachträglich) erstellten Programms den Kern der Tondichtung trifft.
Thomas Weiss