Strauss, Richard
Don Juan / Don Quixote
In Altenburg und Gera wird man Gabriel Feltz sicherlich die eine oder andere Träne nachweinen das zumindest lassen die auf CD festgehaltenen guten Ergebnisse vermuten, die am Ende seiner Zeit als Generalmusikdirektor des Zwei-Stadt-Theaters vorliegen. Zweite Erkenntnis: Die Musik von Richard Strauss scheint dem 1971 geborenen Dirigenten, der seit 2004 die Stuttgarter Philharmoniker leitet und sich anschickt, ein Großer in Deutschland zu werden, besonders nahe zu liegen.
2002 hatten Feltz und das Philharmonische Orchester des Theaters Altenburg-Gera die monumentale Alpensinfonie in sehr beachtlicher Qualität aufgenommen, ein Jahr später waren die Tondichtungen Don Juan und Don Quixote an der Reihe, die nun auf CD vorliegen: eine stimmige Kombination zweier Heldenstücke von recht gegensätzlichem Charakter. Dabei darf man sowohl die ungestüme Jugendfrische und -kraft des Don Juan (1888) als auch die genialischen Capricen des Don Quixote (1897) angenehmer finden als die monumentalen, selbstverliebten Schlachtengemälde, die Strauss etwa im Heldenleben malt.
Besonders reizend ist im Don Quixote die Kongruenz von programmatischem Hintergrund, formaler Strenge (Strauss hat hier eine Introduktion mit Thema und zehn Variationen geschrieben) und Einfallsreichtum nicht zu vergessen die Virtuosität des Solocellos, das Lukas Dreyer subtil und souverän in den Kampf gegen Windmühlen führt. Dieses Werk nötigt dem Orchester hohe Flexibilität ab, über die die Philharmoniker aus Altenburg und Gera jedoch leicht verfügen. Das lässt sich umso sicherer sagen, als dieser Aufnahme ein Konzert zugrunde liegt und keine Studioproduktion.
Erst beim zweiten Hören fallen kleine Unsauberkeiten der Streicher im Eifer wilder Strauss-Kaskaden auf oder winzige Intonationsprobleme der Blechbläser. Was jedoch überzeugt, das ist der transparente, silbrige Klang des Orchesters, die Disziplin, die Gabriel Feltz ihm abfordert. Er vereint Energie, Ruhe und Präzision. Manchmal nur fehlt etwas die Lockerheit und lässige Verspieltheit prominenterer Aufnahmen.
Doch diese Strauss-Einspielung will ohnehin nicht in den globalen Plattenmarkt eingreifen, sie ist lediglich über das Theater Altenburg-Gera zu beziehen und wird dort zu Recht guten Absatz finden. Mindestens zwei weitere Aufnahmen von Gabriel Feltz sind derzeit verfügbar: eine Prokofieff-CD mit der NDR-Radiophilharmonie sowie zwei Respighi-Tondichtungen und Suks Scherzo Fantastique op. 25, wiederum mit dem Orchester Altenburg-Gera. Jetzt wäre es vielleicht an der Zeit, weniger ausgetretene Pfade zu gehen.
Johannes Killyen