Notarbartolo di Sciara, Emanuela
Divertimento in Cucina
Traditionelle Rezepte, Musik & Geschichten aus Italien. Illustrationen von Fiona Corsini, mit 3 CDs
Auch die größten Köche haben klein angefangen. Das gilt auch für Prinzessinnen. Als die auf Sizilien geborene Prinzessin Emanuela Notarbartolo di Sciara nach ihrer Heirat zum ersten Mal an den Herd trat, scheiterte sie erst einmal. Nach einigen Tagen, in denen sich das junge Paar mit belegten Broten verpflegt hatte, holte ihr Mann eine alte Frau aus dem Dorf ins Haus, mit deren Hilfe aus der Prinzessin eine begeisterte Köchin wurde. Mit Divertimento in Cucina hat sich Emanuela Notarbartolo di Sciara, ermuntert von Kindern und Enkeln, einige Jahrzehnte später einen Lebenstraum erfüllt und ihr über die Jahre erworbenes Küchenwissen in einem Buch zusammengefasst. Sich ihrer ersten zaghaften Schritte erinnernd wählte sie die Rezepte so aus, dass auch relativ Ungeübte die zwischen Südtirol und Sizilien ertüftelten, zum Teil aus dem Familienschatz stammenden Gerichte auf den Tisch zaubern können.
Ein Mindestmaß an Erfahrung sollte man dennoch mitbringen, wenn man nachkochen möchte, was von amüsanten Anekdoten aus dem Leben der Autorin begleitet wird. Sonst könnte einen das Schicksal des Gärtners ereilen, den die Prinzessin bat, Brennnesseln für eine Suppe zu sammeln, ehe sie mit den Kindern in ihr Haus in Annone zurückkehrte. Dass der Gärtner dazu Handschuhe tragen sollte, vergaß sie dabei, und er verbrannte sich kräftig die Finger. Ähnliches könnte passieren, wenn man im Rezept für Kräuterhähnchen das ganze Hähnchen wie vorgeschlagen durch Hühnerbrustfilets ersetzt, ohne die Garzeit zu verringern. Solche Ungenauigkeiten sind aber die Ausnahme und werden von großartigen Rezepten wett gemacht. Die aromatische Salsa di pomodoro, eine von der Rezensentin erprobte Tomatensoße mit zahlreichen Einsatzmöglichkeiten, die duftenden Spaghetti alle acchiuge, Sardellenspaghetti, mit denen die Prinzessin unangemeldete Gäste zu beglücken pflegt, oder kinderleichte Desserts wie der Tschutsch, ein lediglich aus Eiern, Mehl, Äpfeln und Milch herzustellender Südtiroler Apfelauflauf, bringen einem die beglückende Vielfalt einer Küche näher, die oft aus wenigen Zutaten Großartiges zaubert.
Damit nicht genug. Die Illustrationen von Fiona Corsini machen das Buch noch liebenswerter. Mal beziehen sie sich auf die Anekdoten der Prinzessin, mal setzt Corsini metaphorische Namen wie Katzenzungen wörtlich um, mal erweckt sie die Zutaten förmlich zum Leben. Dann schaukeln verliebte Artischocken in einer Gondel durch Venedig, tanzen lachende Fischlein über die Seiten.
Und um Augenweide, Gaumenfreude, dem Lust am Handwerk des Kochens auch ein akustisches Komplement zur Seite zu stellen, gehören zum Kochbuch drei CDs, eine mit italienischen Schlagern, eine mit teilweise atmosphärisch knisternden, historischen Aufnahmen von Opernarien und eine mit italienischen Melodien von Albinoni bis Vivaldi. Die Rezensentin schwingt den Kochlöffel vorzugsweise zu den Schlagern von Claudio Villas Marina bis Beniamino Giglis Funiculi, Funicola. Doch auch für akustische Dinge gilt: Geschmäcker sind verschieden. So oder so wird in diesem Buch garantiert jeder etwas für sich zu betrachten, zu hören, vor allem aber zu kochen finden.
Beate Tröger