Nino Rota / Ernest Bloch / Max Bruch
Divertimento Concertante / Schelomo / Kol Nidrei
Bogusław Furtok (Kontrabass), hr-Sinfonieorchester, Ltg. Peter Zelienka
Der Kontrabassist Boguslaw Furtok, 1967 in Kattowitz geboren und seit 1995 Solo-Kontrabassist des hr-Sinfonieorchesters, präsentiert sich auf dieser CD als Solist dreier Konzertwerke für Kontrabass und Orchester. Als originale Komposition für Kontrabass und Orchester steht das Divertimento concertante des dank seiner Filmmusiken weltberühmten Italieners Nino Rota (1911-1979) im Zentrum der CD. Das um 1970 entstandene, 24-minütige Konzert Rotas scheint an Beliebtheit zu gewinnen, wie kürzlich erschienene alternative CD-Einspielungen von Wies de Boevé und Davide Botto sowie zahlreiche YouTube-Mitschnitte beweisen, darunter Furtok selbst in einer Livewiedergabe des Stücks aus dem Jahr 2016. Rota schrieb das viersätzige Konzert in enger Zusammenarbeit mit dem 1937 geborenen italienischen Kontrabassvirtuosen Franco Petracchi, seinem Kollegen am Konservatorium von Bari.
Rota setzt in seinem durchweg tonalen Stück ganz auf neoklassizistische Qualitäten der formalen Klarheit und klanglichen Durchsichtigkeit, was dem Solobass in seiner Durchsetzungsfähigkeit gegenüber dem Orchester sehr entgegenkommt. Orchestereinleitung, Sonatenhauptsatzform mit virtuoser Solokadenz gegen Ende, dazu eine eingängige, dreiklangsbezogene Thematik (das erste Thema offensichtlich auf Paganinis erstes Violinkonzert anspielend), spielfreudige dialogische Entwicklungen mit gelegentlichen harmonischen oder melodischen Frechheiten und eine in den begleitenden Passagen immer stark zurückgenommene Orchestration stellen Rotas traditionelle Orientierung und sein handwerkliches Können zugleich unter Beweis. Ein Prokofjew-artiger Marsch, eine innig empfundene Aria und ein rhythmisch betontes Finale mit spritzigen Bläsereinwürfen und nochmaliger Solokadenz führen das publikumswirksame Stück zu Ende.
Furtoks instrumentale Reserven sind enorm: Er bleibt dem Stück hinsichtlich Tonschönheit, Vibrato-Intensität, Intonationsgenauigkeit auch in höchsten Lagen, Doppelgrifftechnik und rhythmischer Präzision nichts schuldig.
Ähnliches gilt auch für Ernest Blochs Schelomo, eine großbesetzte hebräische Rhapsodie aus dem Jahr 1916, die die Geschichte des Königs Salomo aus dem Alten Testament musikalisch nachgestaltet. Über weite Strecken vergisst man angesichts Furtoks tonlicher Flexibilität das eigentlich vorgesehene Violoncello, auch wenn der Virtuose in seinem Arrangement natürlich manche Passage eine Oktave tiefer als im Original ausführen muss.
Das hr-Sinfonieorchester unter Peter Zelienka leistet gerade im Bläserbereich hervorragende Arbeit, manchmal scheint bei aller rhythmischen Präzision allerdings die rauschhaft-fantastische Seite der anspruchsvollen Bloch-Partitur etwas zu kurz zu kommen.
Rainer Klaas