Levine, Carin/ Christina Mitropoulos-Bott

Die Spieltechnik der Flöte II

Piccolo, Alt- und Bassflöte, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel 2004
erschienen in: das Orchester 03/2005 , Seite 75

Im 2002 herausgegebenen, von der Fachwelt freudig aufgenommenen ersten Band der Spieltechnik der Flöte (siehe Besprechung in Das Orchester 4/03) werden Klangtechniken wie Whistle Tones, Flageoletts, Jet Whistle, Singen und Spielen, Mehrklänge und Bisbigliando-Effekte (Klangfarbentriller) für die Große Flöte erklärt und methodisch vermittelt.
Im jetzt erschienenen Band II werden diese Techniken für die Gegebenheiten bei Piccolo, Alt- und Bassflöte erläutert und deren Realisierung auf dem jeweiligen Flötentyp überprüft: Ist diese Technik überhaupt möglich? Wie sind die Auswirkungen auf die Ansprache und Tonhöhe? Welche Klangresultate ergeben sich durch den unterschiedlich großen Resonanzkörper? Die gegenüber der großen Flöte zum Teil abweichenden Griffe bzw. deren Resultate sind in den Kapiteln über Griffe und Triller der 4. Oktave, Bisbigliando, Mikrotonalität und Mehrklänge aufgelistet. Normalerweise ohne Ringklappen gebaut und daher mit eingeschränkteren Kombinationen, gibt es z. B. bei den Mehrklängen für jedes der drei Instrumente immerhin noch knapp 300 verschiedene Griffe (auf der Großen Flöte sind es über 1100).
Infolgedessen besteht auch der zweite Band zu zwei Dritteln aus Tabellen mit gut zu verstehenden Griffbildern. Über die Mehrklänge kann man auch (wie üblich) hinsichtlich ihrer Stabilität und ihrer dynamischen Bandbreite nachschlagen. Der Praxis entstammende sehr kurze Notenbeispiele aus neuen und neuesten Stücken dienen der Verdeutlichung und informieren über die Besonderheiten der Notation, die die Autorinnen mit diesem Werk zu vereinheitlichen suchen. Dank einer auch layouterisch klaren Gliederung und Ordnung bleibt das reiche und komplexe Material leicht verständlich.
Diesem zweiten Band liegt eine CD bei, auf der die neuen Techniken als kurze, sachliche Klangbeispiele systematisch demonstriert sind. Es ist sehr interessant und reizvoll, die jeweilige Klangtechnik auf allen drei Instrumenten in Klang und Resonanz im Vergleich zu hören. Nach dem vielleicht ersten dieser Standardwerke von Bruno Bartolozzi sind aus der Vergangenheit zur vorliegenden Problematik vor allem Robert Dick oder beispielsweise Pierre-Yves Artaud und Hiroshi Koizumi bekannt. Die Darbietungen von Levine und Mitropoulos-Bott bringen in sehr guter deutscher und englischer Sprache praktisch und übersichtlich viel Neues. Durch die Übehinweise im Band I, die abgedruckten Takte aus der neuen Spielliteratur, die Erweiterung auf die Möglichkeiten bei Piccolo, Alt- und Bassflöte in Kombination mit der hilfreichen CD stellen die beiden Bände eine bisher einzigartig umfassende Arbeit dar und werden sich für Flötisten (Interpreten, Pädagogen, Studierende) sowie auch für Komponisten sicher als sehr wertvoll erweisen.
Barbara Rosnitschek