Magolt, Hans und Marianne (Hg.)
Die schönsten Weihnachtslieder für Bratsche
wahlweise mit 2. Stimme, mit CD
Alle Jahre wieder, wenn es die deutschen Familien im Dezember nach besinnlicher Hausmusik drängt, kommen auch die guten, alten Weihnachtslieder zu ihrem Recht. Kein Wunder also, wenn pünktlich zum Advent bei Schott ein neuer Sammelband erschienen ist, der die 20 bekanntesten Festweisen in leicht spielbaren Bearbeitungen für eine oder zwei Bratschen bereithält. Überraschender ist schon, dass man ganze
sieben Jahre auf die Veröffentlichung dieses Bands warten musste: Er ist nämlich die (fast) notengetreue Übertragung eines Hefts, das bereits 1997 erschienen ist und Die schönsten Weihnachtslieder für eine oder zwei Violinen enthielt.
Hans und Marianne Magolt haben an ihren Bearbeitungen kaum etwas verändert. Der Violinschlüssel ist natürlich dem Altschlüssel gewichen, das eine oder andere Lied erklingt nun eine Quinte tiefer (was der Singbarkeit im Familienkreis meistens zuträglich ist) und hier und da wurden ein paar klitzekleine Korrekturen angebracht. Ansonsten sind Prinzip und Ausstattung gleich geblieben: Alle Melodien sind sowohl einstimmig als auch (ad libitum) zweistimmig ausführbar, und auf einer zusätzlich mitgelieferten CD kann man wahlweise die zweistimmige Version samt Begleitung anhören (sonor vorgetragen von Leonie Hartmann und Julia Müller-Runte) oder aber zur reinen Keyboard-Begleitung von Sonny Koop quasi als Solist spielen.
Es hätte allerdings auch kaum etwas ernsthaft zu verbessern gegeben: Die Auswahl umfasst tatsächlich 20 der schönsten (oder zumindest bekanntesten) Weihnachtslieder, von Es ist ein Ros entsprungen über Lasst uns froh und munter sein bis zu den unverwüstlichen Jingle Bells. Die Bearbeitungen sind wirklich sehr leicht gesetzt: Die erste Lage wird nie verlassen, die Tonarten beschränken sich auf C-Dur,
G-Dur und D-Dur. Die zweite Stimme schwelgt meist simpel, aber klangschön in Terzen und Sexten unter der ersten. Der Druck ist deutlich und fehlerfrei, die erste Stimme etwas größer als die zweite. Vom Text sind pro Lied mindestens drei Strophen wiedergegeben, sodass sich das Heft auch als häusliche Sing-Vorlage bestens eignet. Zusätzliche Akkord-Bezifferungen machen zudem eine improvisierte Klavier- oder Gitarrenbegleitung möglich.
Einziger Schwachpunkt: Wer sich tatsächlich mit der beigefügten CD hören lassen möchte, darf in stilistischen Fragen nicht allzu zimperlich sein. Die vollmundig als Orchester-Arrangement bezeichnete Keyboard-Programmierung lässt kaum ein Kitsch-Klischee aus und unterscheidet sich nicht wesentlich vom adventlichen Kaufhaus-Muzak: Elektronische Bontempi-Bässe, synthetische Engelschöre und die offenbar für den richtigen Drive unvermeidliche Drum-Machine dürften sich auf die ästhetische Geschmacksbildung des musikalischen Nachwuchses eher zweifelhaft auswirken. Immerhin dürfte der Kontrast zeigen, wie schön ein altes Weihnachtslied rein akustisch auf einer oder zwei Bratschen vorgetragen auch heute noch sein kann.
Joachim Schwarz