Elias, Karim Sebastian

Die Rosenzüchterin

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Sony Classical SK519328 2
erschienen in: das Orchester 06/2005 , Seite 81

Kennen Sie Karim Sebastian Elias? Es ist schon bemerkenswert, wenn das renommierte CD-Label Sony Classical die Filmmusik eines weitgehend unbekannten Nachwuchskomponisten (Jahrgang 1971) veröffentlicht und damit im Katalog neben die berühmten Topstars Hollywoods stellt. Umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass es sich um die Musik eines TV-Zweiteilers handelt. Zugegeben: eine aufwändige Regina-Ziegler-Produktion nach dem erfolgreichen Roman von Charlotte Link, aber eben deutsches Fernsehen, ZDF. Ungewöhnlich auch die Spielzeit der CD: rund 80 Minuten. So viel Musik bieten selbst repräsentative Kinoproduktionen heutzu-tage selten, geschweige denn die
Soundtrack-CDs. (Die der CD aufgedruckte kürzere Laufzeit ist falsch.)
Schon nach wenigen Takten wird klar: Hier liegt eine sorgfältige Filmmusikproduktion vor, die im positiven Sinne überrascht. Eine farbenreiche und leidenschaftliche Musik, überzeugend gespielt von dem hörbar hingebungsvollen Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt (Oder). Der Dirigent Gernot Schulz, einstiger Assistent unter anderem von Leonard Bernstein und Georg Solti, bekennt sich zum Pathos der Musik, sorgt dabei umsichtig für exaktes Zusammenspiel, sorgfältiges Schattieren der Farben und präzise Rhythmen. Die extreme Dynamik zwischen kammermusikalischen Besetzungen und vollem Orchesterapparat mit schmetterndem Blechbläsersatz und Schlagzeug übersteigt regelrecht genussvoll das im Fernsehen üblicherweise Machbare, reizt den CD-Klang voll aus. Den Musikern bieten sich manche Gelegenheiten solistisch hervorzutreten und sie bewältigen diese Herausforderungen überzeugend.
Die CD gruppiert die insgesamt 33 Musiknummern zu neun Sätzen und versucht damit eine formale Geschlossenheit zu suggerieren, die das Fehlen der Filmbilder ausgleichen könnte. Dies gelingt aber nur begrenzt. Zwar stiften motivische Querverweise interne Bezüge – speziell das regelrecht allgegenwärtige Titelthema –, aber letztlich besteht der musikalische Sinn der Komposition im Bezug auf die Filmbilder. Man sollte also durchaus Freude am filmmusikalischen Gestus, an changierenden Stimmungen aufbringen, wenn man sich auf diese CD einlässt. Sie klingt weitenteils nach Filmmusik – aber nach was für einer!
Immer wieder weiß die Musik zu überraschen durch elegante Harmonien, raffinierte Klangfarben und stilistische Anklänge bis hin zur neuesten Musik: Welch kompositorisches Talent! Den Namen Karim Sebastian Elias wird man sich merken müssen. Ein erstaunlich reifer und musikalisch „unverbrauchter“ Komponist, dessen Musiksprache mir wesentlich besser gefällt als vieles, was aus prominenter Feder gegenwärtig angeboten wird. (Elias war es übrigens, der die Filmmusik zu dem sehr erfolgreichen Simon-Rattle-Film Rhythm is it! beisteuerte.)
Die Filmmusik der Rosenzüchterin wurde im Oktober 2004 beim Fernsehfilm-Festival in Baden-Baden als beste Filmmusik ausgezeichnet. Zweifellos eine sehr gute Wahl! Und eine lohnenswerte CD.
Georg Maas

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