Weidlich, Raphael

Die Kunst des Flötenspiels

Der natürliche Weg, mit CD

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Bosse, Kassel 2005
erschienen in: das Orchester 09/2005 , Seite 78

Raphael Weidlich, stellvertretender Soloflötist im Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, vereint in seinem Buch drei oft getrennte Bereiche: Nach Überlegungen zur ästhetischen Erziehung des Menschen nehmen den Hauptteil der Arbeit für den Flötisten wohltuende Übungen für Atmung und Körperbewusstsein ein (Eutonie-, Alexander-, Zen-, Ki- und Atem-Übungen nach Anna Langenbeck). Im letzten Viertel des Buchs legt er die Flötenmethode seines Lehrers Hans-Peter Schmitz dar. Auf der beiliegenden CD führt der Autor selbst die Tonübungen Schmitz’ vor, spielt gesangliche Melodien aus der Flöten- und Orchesterliteratur und spricht die Anweisungen zu einer viertelstündigen Entspannungsübung vor dem Hintergrund von Vogelgezwitscher und eigenem Spiel der japanischen Shakuhachiflöte.
Die Idee zu zeigen, wie vielseitig Übungen im Leben eines Flötisten sein können, beeindruckt. Dieser Idee liegt die Erkenntnis zugrunde, dass keine Trennung zwischen dem instrumentaltechnischen Können und dem Wesen des Menschen besteht. In jüngster Zeit werden auch an den Musikhochschulen vermehrt Seminare angeboten, die noch gezielter Körperarbeit und mentales Training für das Instrumentalspiel mit einbeziehen, z.B. Feldenkrais, Alexandertechnik, Dispokinese oder Yoga. Aus solcher Praxis ist Weidlichs Buch entstanden, individuell, etwas esoterisch und unter Einbeziehung fernöstlicher Techniken, ursprünglich als Leitfaden für seine Schüler. Weidlich unterrichtete an den Musikhochschulen Detmold und Berlin (UdK).
Ohne zusätzliche direkte Anleitung sind viele dieser Übungen schwer auf die Dauer umsetzbar, denn sie benötigen ständige Korrektur von außen. Obwohl in jüngster Zeit im deutschsprachigen Raum unglaublich profundes, gut strukturiertes und detailliertes Material zu verschiedenen Aspekten des Flötenspiels, der Atmung, Körperarbeit und Methodik erschienen ist, ist Weidlichs Arbeit durch den ganzheitlichen Ansatz eine Bereicherung.
Die Art der Darbietung ist jedoch eine Enttäuschung. Der kaum strukturierte, klein gedruckte Fließtext in zuweilen verquollenem Deutsch – außerdem in einem manchmal etwas umständlichen Schreibstil – ist anstrengend zu lesen. Weidlich lässt seine Ausführungen zu schwer verständlicher Kost für den Lernwilligen werden. Der Autor ist redlich bemüht, sämtliche Zusammenhänge aufzuzeigen, aber der im Abschnitt über die Flötenmethode unternommene Versuch, auch innerhalb eines Aspekts alles gleichzeitig zu beschreiben, erweist sich als ein schwieriges Unterfangen und animiert nicht immer zum Ausprobieren. Bewundernswert sind der spürbare Enthusiasmus und die zumeist tief gehenden Recherchen angesichts der Fülle des dargebotenen Materials!
Barbara Rosnitschek

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