Die Deutsche Posaune

Ein Leipziger Welterfolg. Katalog zur Sonderausstellung, hg. vom Verein für Mitteldeutsche Posaunengeschichte e.V.

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Verlag des Museums für Musikinstrumente der Universität Leipzig, Leipzig 2010
erschienen in: das Orchester 05/2011 , Seite 66

Während die Posaune bis zum Barock vor allem in kirchenmusikalischen Werken besetzt wurde, änderten sich ihre Aufgaben mit dem Ende des Generalbass-Zeitalters grundlegend. Posaunen tauchten in Symphonie- und Opernorchestern auf. Das Repertoire wurde reichhaltiger, berühmte Beispiele sind die Mozart-Opern Don Giovanni und Die Zauber-
flöte oder Haydns Oratorium Die Jahreszeiten. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden neue Blasinstrumente erdacht, u.a. um die Lücken zwischen den Naturtönen zu schließen. So baute Heinrich Stölzel 1814 das erste Ventilhorn in Berlin. Im romantischen Orchester wurden die Posaunen zum festen Bestandteil der Besetzung. Meist ist neben der Tenor- und Bassposaune auch eine Altposaune vorgeschrieben, sie verschwindet jedoch im 19. Jahrhundert aus dem Orchester.
„Um 1800 begann in Mitteldeutschland, speziell in Leipzig, eine neue Epoche der Posaunengeschichte.“ In den 1830er Jahren konstruierte Christian Friedrich Sattler einen neuen Posaunentyp, „den man als den Prototyp der Deutschen Posaune bezeichnen kann“. Das Klangideal der deutschen Romantik brachte entscheidende Veränderungen für den Instrumentenbau mit sich. Der Schallstückdurchmesser wurde vergrößert, die Mundstücke verändert und auch die Mensur der Röhren wurde weiter. Diese neuen Eigenschaften führten zu einem dunkler gefärbten und weicheren Klangbild sowie einem größeren dynamischen Ambitus, was ganz dem romantischen Zeitgeschmack entsprach. „Gerade diese revolutionäre Neuentwicklung von Sattler, die in Europa großen Einfluss auf den Instrumentenbau der Posaune insgesamt hatte und die ihren Siegeszug von Leipzig aus begann, schien uns wichtig“, erklärt Rolf Handrow, Solo-Bassposaunist des Gewandhausorchesters und stellvertretender Vorsitzender des Vereins für Mitteldeutsche Posaunengeschichte. Dieses „Leipziger Modell“ wird heute als „Deutsche Posaune“ bezeichnet und findet seit seiner Erfindung besonders in den deutschen Orchestern Verwendung. Gleichzeitig war die Sattler’sche Entwicklung Vorbild für viele internationale Instrumentenmacher und prägt damit wesentlich die optische und akustische Erscheinung der meisten heutigen Posaunen.
In der Sonderausstellung „Die Deutsche Posaune – ein Leipziger Kind“ im Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig kann man noch bis 29. Juli 2011 viel Wissenswertes über die jüngere Geschichte der Zugposaune erfahren, was die hier präsentierten zahlreichen Exponate aus Meisterhand anschaulich belegen. Parallel zur Ausstellung ist ein Buch entstanden, das eine Lücke in der raren Fachliteratur für die Posaune schließt. Viel Mühe wurde für das Layout aufgewendet, um die vielen wichtigen Details im Verlauf der Instrumentenbaugeschichte der Posaune aufzuzeigen. Der umfangreiche Textteil ist reich bebildert. Die präzisen Beschreibungen der einzelnen Instrumente machen es möglich, feinste Nuancen nachzuvollziehen. Auf verständliche Art und Weise werden hier sowohl Laien als auch Berufsmusiker angesprochen und erhalten weitreichende Informationen zur Instrumentengeschichte. Eine Steigerung wäre es, die beschriebene Entwicklung der Posaune nun noch in Klang umzusetzen!
Juliane Bally