Thomsen / Praetorius / Hasse et al.

Die Birckholtz-Trompete von 1650

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Edition raumklang RK 2805
erschienen in: das Orchester 11/2010 , Seite 72

Eine wahre Kostbarkeit historischer Aufführungspraxis norddeutscher Barockmusik präsentiert das Ensemble um Jean-François Madeuf, den Nachfolger Edward H. Tarrs an der Schola Cantorum Basiliensis. Im Mittelpunkt steht die in der Dorfkirche von Belitz südlich von Rostock gefundene Trompete des Nürnberger Trompetenbaumeisters Wolff Birckholtz. Diese war Teil eines hölzernen Epitaphs, das die Witwe des Stabs­trompeters Jacob Hintze gestiftet hatte. Die Nachbauten, die auf der vorliegenden Aufnahme erklingen, hat der Rostocker Trompetenbaumeister Michael Münkwitz angefertigt.
Bei der Auswahl des Repertoires hat Jean-François Madeuf Wert darauf gelegt, welche Art der Musik mit der Birckholtz-Trompete zur Aufführung gelangt sein könnte. So wird beispielsweise neben Stücken für eine bis zwölf Naturtrompeten auch die militärische Tradition mit Trompetensignalen aus der Sammlung von Magnus Thomsen eindrucksvoll dokumentiert.
Das Hauptaugenmerk liegt allerdings auf Ensemblemusik von Komponisten, die in der Region gewirkt haben, zum Beispiel dem Rostocker Organisten Nikolaus Hasse oder des polnischen Komponisten Adam Jarzebski. Auf der CD sind mit Buxtehudes Präludium in g-Moll BuxWV 163 und Georg Böhms Choralfantasie Vater unser im Himmelreich auch zwei Solostücke für Orgel sowie ein Capriccio für zwei Violinen, Fagott und Generalbass des Stralsunder Komponisten Johann Vierdanck zu finden. Es ist höchst lobenswert, dass hier – mit Ausnahme der Sonata Nr. 75 von Johann Pezel – eher Werke von „noch zu entdeckenden“ Komponisten vertreten sind.
Das auf alte Musik spezialisierte Label Raumklang hat der CD statt eines handelsüblichen Jewel Case einen farbigen, kartonierten Einband spendiert. Zusammen mit einem reich illustrierten und äußerst informativen 36-seitigen Booklet ist auch das äußere Erscheinungsbild sehr ansprechend.
Die vorliegende Aufnahme ist nicht nur für Liebhaber barocker Naturtrompetenmusik empfehlenswert, sondern für alle, die sich auf eine kleine musikalische Zeitreise in das 17. Jahrhundert begeben möchten.
Lutz Göhmann

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