Dieter David Scholz
DESSAU: Zwischen lyrischer Geste und archaischem Psychogramm
Karol Szymanowskis „König Roger“ am Anhaltischen Theater
Die dreiaktige Oper König Roger (Król Roger) von Karol Szymanowski ist eher Mysterienspiel oder musikalisches Psychogramm. Selten aufgeführt und im Anhaltischen Theater Dessau nun ausgegraben, behandelt sie die Konfrontation von Christentum und Sinnlichkeit, Eros und Agape. Die Hinkehrung zu Sexualität und Blutrausch, auch rauschhafter Selbstauslöschung ist seit der Jahrhundertwende in den Fokus des Musiktheaters gerückt, man denke nur an Penthesilea, Salome oder Elektra. Auch König Roger fügt sich in diese „dekadente“ Linie ein: Die Mittelalter-Oper spielt in Sizilien im 12. Jahrhundert. Das Werk wurde erstmals am 19. Juni 1926 in Warschau uraufgeführt. Der Komponist und der Co-Librettist Jaroslaw Iwaszkiewicz verbanden in ihrem Text Motive aus Euripides’ Bakchen mit den mittelalterlichen Erzählungen über den sizilianischen Herrscher Roger.
Lesen Sie weiter in Ausgabe 6/2024.