Laugwitz, Burkhard

Des Orchesters General

Werden und Wirken des Dirigenten

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: das Orchester 11/2010 , Seite 10
"Hier können Sie sehen, was ein guter General mit seiner Armee imstande ist zu leisten" – so soll sich einst Kaiser Wilhelm I. nach einem Dirigat Richard Wagners geäußert haben. Auch heute noch gelten Dirigenten, die Galionsfiguren, die den Orchestern vorstehen, beim Publikum häufig als die allmächtigen Herrscher, die mit Begriffen wie Taktstockmagier und Pulttitan belegt oder gar als Dirigentenmythos verklärt werden. Da werden Eigenschaften, wie "jüngster GMD Deutschlands" oder "international gefragter Dirigent" genannt und zu vermeintlichen Qualitätsmerkmalen hochstilisiert. Da ist für den Kritiker die "hübsche Amazone am Pult" erwähnenswerter als deren wirkliche dirigentische oder künstlerische Leistung. Ein Dirigent, der dem Publikum gefällt, hat nicht notwendig auch das Orchester von sich überzeugen können.