Schröter, Axel
Der historische Notenbestand des Deutschen Nationaltheaters Weimar
Katalog, Reihe "Musik und Theater", hg. von Detlef Altenburg, Bd. 6, mit CD-ROM
Der Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek im Jahr 2004 in Weimar führte zu dem unwiederbringlichen Verlust eines ganzen historischen Musikalienbestands, darunter viele italienische Opernabschriften. Bisher sind 68 Werke gerettet, darunter Autographen von Christoph Willibald Gluck, Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Nepomuk Hummel, vermeldet die Homepage der Klassik Stiftung Weimar (www.klassikstiftung. de), wenn man die Musikaliensammlungen abruft. Das Ereignis dieses Brandes im September 2004 erschütterte nicht nur Deutschland. Wird Weimar im Zusammenhang mit historischem Notenbestand genannt, ist die Erinnerung an die Katastrophe sogleich wieder präsent.
Weimar hat hinsichtlich historischer Bestände glücklicherweise immer noch viel zu bieten, Bestände, auf die es besonders achtzugeben gilt. Axel Schröter hat einen ausführlichen Katalog (inclusive kleiner CD-ROM, welche die Notenincipits nach den Bestandsgruppen enthält) des historischen Musikalienbestands des Deutschen Nationaltheaters Weimar vorgelegt: ein unverzichtbares Hilfsmittel zur Erschließung eines unermesslichen Schatzes von Werken des 18. bis 20. Jahrhunderts, der sich im Thüringischen Landesmusikarchiv/Archiv der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar befindet. Insbesondere für die Goethe-Zeit wird hiermit ein besonderer und wohl einzigartiger Bereich erschlossen, der neue Interpretationsansätze zum Verständnis des damaligen Musiktheaters anhand der historischen Aufführungsmaterialien fächerübergreifend für Musik-, Theater- und Literaturwissenschaft bieten kann, nicht nur hinsichtlich der in Weimar aufgeführten großen Opernwerke, sondern etwa auch der vielen Bühnen- und Schauspielmusiken, Singspiele, Operetten, Liederspiele, Schauspiele mit Gesang, Einlagen, Instrumentalmusiken etc. Bedeutsam und überraschend erscheint der reiche Quellenfundus, unter denen sich auch zahlreiche Autografe befinden.
In der Einleitung wird der Bestand anhand verschiedener Diagramme veranschaulicht. In äußerst übersichtlicher und vorbildlicher Weise werden die einzelnen Werke im gedruckt vorliegenden Katalog in alphabetischer Ordnung nach Komponistennamen geordnet. Ein Namensregister, in dem Autoren und Komponisten aufgenommen sind, hilft bei der Suche und eröffnet weitere Zuweisungen. Wesentliche Sachverhalte zur Sichtung und Beschreibung der Quellen sind aufgeführt, Datierungen, die in Weimar wirkenden Kopisten, Überlieferungsstränge, Provenienzen werden erschlossen.
In der für einen Katalog nötigen Knappheit und Übersichtlichkeit und dennoch minutiös ist das überlieferte Material besprochen: Hier erscheint von der Partitur zum Rollenheft alles überlieferte Material. Aufgenommen sind Textbücher und Klavierauszüge. Es folgt eine kurze Werkbeschreibung. Unter Anmerkungen wird auf die Erstaufführung in Weimar, auf weiteres Archivmaterial, Theaterakten, Rechnungen oder verwandte Bestände im Einzelfall verwiesen.
Iris Winkler