Debüt 2009
Deutsche Stiftung Musikleben und NDR-Sinfonieorchester präsentieren Junge Solisten
Wie sinnvoll ist eine weitere Einspielung des Violinkonzerts von Felix Mendelssohn Bartholdy, wenn Dutzende Aufnahmen mit den besten Geigern der Welt greifbar sind? Für den CD-Käufer mag eine weitere Aufnahme überflüssig sein für den jungen Künstler mit großen Ambitionen (und großem Können) jedoch ist gerade die Dokumentation seiner Fähigkeiten auf vertrautem Terrain wichtig. Nur so ist der Vergleich mit den Großen seines Fachs möglich und eine nachvollziehbare Einschätzung des künstlerischen Potenzials, das er mitbringt.
So ist denn auch die vorliegende Aufnahme, ein Konzertmitschnitt aus der Hamburger Laeiszhalle vom vergangenen November, trotz der großen Komponistennamen und des gängigen Repertoires ein hörenswertes Dokument, das nicht nur einen hervorragenden Konzertabend wiedergibt, sondern durchaus stellenweise eine eigene Handschrift der drei jungen, von der Deutschen Stiftung Musikleben geförderten Musiker erkennen lässt.
Suyoen Kim spielt Mendelssohns Violinkonzert e-Moll sehr transparent, leicht, fließend und dennoch mit größter Präsenz. Da ist jeder Ton an der richtigen Stelle, makellos artikuliert und gut in den Gesamtklang integriert. Am eindrucksvollsten gelingen ihr die beiden Ecksätze, die eine schöne, entspannt ausschwingende Gesangslinie (im Eingangs-Allegro) und eine leichtfüßige, nie überakzentuierende Virtuosität (im Finale) ihr eigen nennen. Das NDR-Sinfonieorchester und John Axelrod begleiten Suyoen Kim mit hoher Präzision und Spielfreude und tragen ihren Teil zu einem äußerst stimmigen Gesamtbild bei.
Den Beginn des Konzertabends bestritt Giorgi Kharadze mit Dmitri Schostakowitschs erstem Cellokonzert, das er vor allem im zentralen langsamen Satz mit viel Spannung zu versehen weiß. Hier ist eine enorme Intensität und Tiefenschärfe zu spüren, die Giorgi Kharadze auch in die Cadenza hinübertransportieren kann. Ein wenig kantiger und schroffer hätte man sich die beiden schlank und hochbeweglich genommenen schnellen Sätze gewünscht, die auch im Orchester durchaus noch etwas mehr Biss vertragen hätten.
Umrahmt von den Auftritten der beiden Streicher präsentierte sich Igor Levit mit Sergej Prokofjews Klavierkonzert Nr. 1 Des-Dur, das der junge Russe zu einem Klangerlebnis und einem Vorbild an Zusammenspiel mit dem Orchester macht. Die schillernden Farben in Prokofjews Partitur sind bei ihm ebenso gut aufgehoben wie die ständig wechselnden Ausdrucksebenen. Besonders gut ist das im Andante zu hören. Und auch in Sachen Virtuosität zeigt sich Igor Levit absolut auf der Höhe der Anforderungen. Klangliche Feinarbeit kombiniert mit einer ausgezeichneten, nie auf vordergründige Wirkung bedachten Technik machen dann auch seine Zugabe Liszts Bearbeitung von Isoldes Liebestod unter den drei dokumentierten besonders hörenswert.
Daniel Knödler