Fuchs-Gamböck, Michael / Thorsten Schatz

David Garrett

Der Rebell mit der Geige

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Knaur, München 2010
erschienen in: das Orchester 04/2011 , Seite 64

Biografie oder Fanartikel? Die Antwort fällt schon nach dem Lesen weniger Seiten dieses Porträts des Geigers David Garrett sehr eindeutig aus: Die beiden Autoren Michael Fuchs-Gamböck und Thorsten Schatz schlagen in ihrem Band vom ersten Kapitel an einen sehr gefälligen Weg ein – und einen einfachen noch dazu. Sicher ist die Frage erlaubt, ob das Leben eines knapp 30-Jährigen schon genug Stoff für eine Biografie hergibt, ob ein Konflikt mit etwas übermotivierten Eltern oder der Weg vom Klassik- zum Popstar den Begriff „Rebell“ rechtfertigen.
Fuchs-Gamböck und Schatz scheinen den Porträtierten nicht persönlich zu kennen, scheinen dem Geiger im Laufe der Recherchen für dieses Buch auch nicht persönlich begegnet zu sein. Nirgendwo findet sich der Hinweis auf exklusive Gespräche mit David Garrett. So müssen sich die Autoren denn auf das Zitieren von Interviewschnipseln aus Zeitungen, Zeitschriften und dem Internet beschränken. Heraus kommt dabei ein
sehr gefälliges, steriles und oberflächlich glänzendes Bild eines jungen Geigers und ehemaligen Klassikwunderkindes, der zurzeit große Erfolge mit Crossover-Auftritten zwischen E-Musik, Pop und Rock feiert. Von diesen Erfolgen werden Fuchs-Gamböck und Schatz mit Hilfe ihres Buchs ebenfalls profitieren können.
Über das Leben von David Garrett zwischen früher Bekanntheit in der Klassikszene mit Exklusivvertrag bei der Deutschen Grammophon, seiner Ausbildung an der Juilliard School in New York bei Itzhak Perlman und den heutigen Erfolgen vor jungem Publikum in großen Hallen mit einem Mix aus Klassik, Rock- und Popmusik erfährt der Leser nichts Tiefschürfendes und über das hinausgehend, was aus einschlägigen Boulevard-Magazinen, Tageszeitungen oder Marketingaktionen im Internet nicht schon öffentlich bekannt wäre. Da wird Kurzzitat an Kurzzitat gereiht, da werden Auftrittsorte und musikalische Partner ohne tieferen Sinn aufgezählt, da entsteht auf über 200 verschenkten Seiten eine Art „Fern“-Biografie, die ungefähr genauso seriös ist wie die Ferndiagnose eines Hausarztes.
Den Gipfel der Anbiederung an die jugendliche Zielgruppe des Cross­over-Geigers David Garrett aber erreichen Fuchs-Gamböck und Schatz schließlich bei der Verteidigung des Künstlers gegen ablehnende Kritiken in der Presse. Zu diesem Zweck wird dann selbst vor dem Zitieren von Fan-Äußerungen aus Internet-Foren nicht mehr zurückgeschreckt. Journalistische Distanz sieht anders aus – aber auch für eine Art Laudatio ist die vorliegende Substanz bei Weitem nicht ausreichend.
Daniel Knödler

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